Dienstag, 13. Dezember 2011

Von Läusen, Mathematik, dem Wasch-, Bastel- & Saubermachtag

Hallo ihr Lieben. Ja ich merke es selbst: meine Blogeinträge werden immer weniger! Aber das heißt nicht, dass es mir schlecht geht oder so. Nein ganz im Gegenteil: Das liegt daran, dass ich mich schon richtig in meine neue Welt eingelebt habe! Aber das soll natürlich keine Ausrede sein und so möchte ich euch jetzt einige Erlebnisse mitteilen.
Erst mal möchte ich mich bei meiner Familie bedanken. Gestern ist das 2. Packet angekommen! Da hatte ich ein fettes Grinsen auf dem Gesicht als ich die Schokolade und die vielen anderen leckeren Sachen gesehen habe! Ich freue mich schon auf das nächste Packet.
Dann ist mir vor zwei Tagen mein Fenster aus dem Fensterrahmen gefallen. Man muss dazu sagen, dass ich im ersten Stock schlafe und ich direkt neben meinem Bett ein Schiebefenster habe und irgendwie habe ich beim Aufmachen gegen das eine Fenster gedrückt und es ist aus der Halterung gerutscht und mit einem lauten Schlag unten aufgekommen. Die Regenzeit ist noch nicht ganz vorbei und wenn es stark regnet, dann kann es auf mein Bett regnen! Das ist natürlich nicht so schön, aber jetzt weiß ich wenigstens was ich mir zu Weinachten wünsche: ein neues Fenster.
Ein- bis zweimal im Jahr machen wir einen „Waschtag“ mit den Kindern. Da dürfen sie kommen, wir machen ihre Ohren, Finger- und Fußnägel sauber, waschen ihre Füße und wenn es nötig ist auch die Haare. Ich war dafür zuständig die Fingernägel und Ohren sauberzumachen. An diesen Tagen ist mir zum ersten Mal -nach über 2 Monaten- aufgefallen, dass die Mädchen Läuse haben! Aber nicht nur ein paar Läuse, sondern richtig viele! Das mich das erst mal Überwindung gekostet hat, ist klar, aber mittlerweile ist meine Ekelgrenze soweit gesunken, dass ich es nicht mehr ganz so schlimm finde und außerdem ist es ja für eine gute Sache. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass sich die Kinder danach richtig schön gefühlt haben und das ist die Hauptsache! Die meisten von ihnen haben zuhause kein fließend Wasser, weder eine Dusche, noch eine Toilette und die Eltern achten auch nicht gerade auf Sauberkeit und Hygiene. So war es ganz gut, dass wir diesen Tag gemacht haben!
Vor einigen Wochen hatten wir in einer Straße im Armenviertel einen Müllsammelvormittag. Dazu wurden die Kids in mehrere Gruppen aufgeteilt. Die Aufgabe war einfach: „Welche Gruppe am meisten Müll sammelt, gewinnt!“ Freiwillig würde dort nämlich niemand aufräumen. Das Schlimme ist einfach, dass der Müll direkt aus der Haustür geworfen wird und niemanden stört. Wenn man daraus jedoch einen Wettbewerb macht und es am Ende Süßigkeiten gibt, dann wird fleißig mitgeholfen. Ich durfte sogar alleine eine Gruppe mit ca. 15 Kindern übernehmen. Die kleinen Jungs waren meist einfach nur glücklich, wenn sie eine Mülltüte in der Hand hatten und damit herumgerannt sind. Ich habe ihnen dann versucht zu erklären was Müll eigentlich ist, denn nicht nur Plastik, sondern auch Holzstücke, Blätter und Gras wurden eingesammelt. Die großen Kids dagegen waren ganz „schlau“ und haben vor allem die großen Plastikflaschen in die Säcke gestopft, damit die Tüten schneller voll wurden! Meine Gruppe hat an einem Abhang aufgeräumt und ich fand es richtig gefährlich wie die Kids barfuß auf irgendwelchen morschen Ästen herumgeturnt sind um mit ihren bloßen Händen den verschimmelten Müll, der schon seit Jahren vor sich hingammelt, einzusammeln. Das nenn ich mal vollen Körpereinsatz! Vor allem die kleinen Kinder stecken sich danach öfters mal ihre Hand wieder in den Mund. Ich versuche über solche Sachen dann nicht zu viel nachzudenken. Letztendlich hatten wir eine super Gemeinschaft, eine Menge Spaß, die Kinder hatten eine Aufgabe und haben nicht ihre Zeit mit Nichtstun verbracht und zudem wurde meine Gruppe zweiter Platz. Außerdem kam in dieser kurzen Zeit eine Menge Müll zusammen. Jedoch muss eine Veränderung in den Köpfen geschehen, und es muss generell mehr auf Sauberkeit geachtet werden. Zwei Wochen später, als ich erneut durch diese Straße gelaufen bin, hat man von der Müllsammelaktion nämlich leider nicht mehr so viel gesehen!
Dann war ich Letzt mit meiner Leiterin im Armenviertel, dort gehen wir wöchentlich die Familien besuchen, erkundigen uns wie es ihnen geht und mit den Kindern, die neu in unserem Projekt sind, füllen wir Fragebögen aus. Man muss erwähnen, dass die Hütten so dicht aneinander gebaut sind, dass es keine Privatsphäre gibt, die Türen sind meist offen und jeder kennt jeden. Als wir dann mit einem Mädchen den Fragebogen ausgefüllt haben, kamen ca. 10 Kinder aus derselben Straße ungefragt in die Wohnung, haben sich dazugesetzt, gespielt und waren laut. Und es wurden immer mehr Kinder! Meine Leiterin hat mir dann zu verstehen gegeben, dass ich doch bitte mit ihnen auf die Straße gehen und sie beschäftigen soll. Also bin ich vor die Tür mit 20 Kindern, deren Erziehung so einiges zu wünschen übrig lässt. Anfangs saßen wir auf einer Terrasse, nachdem sich dann aber zu viele Kinder um mich herumgescharrt hatten, mir meine Haare flechten wollten und ich dann gemerkt habe, dass auf mir zwei Läuse herumgekrabbelt sind, bin ich aufgestanden und habe ich versucht einige Spiele mit ihnen zu spielen. Die kleinen Jungs haben versucht mich mit ihren Turnkunststücken zu beeindrucken und die Mädchen wollten Klatschspiele mit mir spielen. Es ist schwierig, denn die Kinder sind sehr besitzergreifend und eifersüchtig und ich habe eben mal nur zwei Hände! Aber die Atmosphäre war wirklich schön und am Ende haben wir uns alle an den Händen gehalten und Ringelreihe getanzt. Die gesamte Straße hat zugeschaut wie die große, weiße Frau aus Europa mit den kleinen, braunen Kindern aus Kolumbien getanzt hat. Das war ein unvergesslicher Nachmittag für mich und ich habe das Gefühl, dass die Kinder mich mittlerweile richtig lieb gewonnen haben. Ich werde öfters gefragt, wann ich denn wieder zu ihnen zum Spielen komme.
Wenn ich so drüber nachdenke hatten wir die letzten Wochen richtig viele Aktionen mit den Kindern. Dazu gehört auch das das Basteln der Weihnachtskarten. Innerhalb von drei Tagen waren 80 Kinder in unserem Haus und jeder von ihnen hat eine Karte gebastelt. Da ich für die Dekoration zuständig bin, durfte ich diese Karten vorbereiten. Was für eine Freude und was für eine Arbeit! Und nicht nur die Karten, sondern auch das ganze Drum und Dran, wie Weihnachtsbäume, Sterne und Schneemänner. Am ersten Vormittag hatten wir die Station mit den verschiedenen Dekosachen noch im selben Raum, wo die Kinder auch gebastelt haben. Jedoch sind die Kinder -insbesondere die Jungs- mehrmals gekommen und haben einfach alles- wirklich alles- was sie in die Hände bekommen haben auf die Karte geklebt. Einfach nur damit sie mehr hatten als die anderen! Ob es dann schön ausgesehen hat oder nicht hat dann erst mal keine Rolle gespielt. Aber aus solchen Erfahrungen lernt man und so haben wir die anderen fünf Male einen anderen Raum verwendet und alles genauestens abgezählt und so hat es auch ganz gut geklappt. Was ich wirklich sehr süß fand, war ein Junge, der auf seiner Karte folgendes stehen hatte: „Tia Chulia te quiero“ (Julia ich liebe dich). Doch die Karte war nicht für mich, sondern für seine Mutter!
Da weder meine Leiterin, noch meine Zimmernachbarin in Mathematik sonderlich begabt sind, unser Projekt jedoch Hausaufgabenhilfe anbietet, bin ich dann sozusagen „in die Bresche gesprungen“ und durfte jetzt schon zweimal Hausaufgabennachhilfe in Mathematik geben! Dafür, dass ich noch nicht einmal weiß was Plus und Minus auf Spanisch heißt, hat Wurzel- und Bruchrechnung eigentlich ganz gut geklappt.
So jetzt habt ihr einen kleinen Einblick in mein Leben bekommen, jedoch fehlen etliche Erlebnisse. Jeden Tag erlebe ich so viel, dass manchmal alles wie in einem Traum durcheinander gerät und es kommt mir vor als ob ich hier schon ewig wäre. Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Weihnachtszeit und eine guten Rutsch ins Neue Jahr. Ich werde am Samstag mit zwei weiteren Freiwilligen aus Cartagena (Anka und Larissa) für drei Wochen in den Urlaub fliegen und wir werden uns mit anderen Freiwilligen treffen. Die Erlaubnis für den Amazonas haben wir leider nicht bekommen, aber dafür werden wir Bogota, Medellín und die Kaffezone bereisen. Ich bin gespannt was das neue Jahr mit sich bringt!
PS: Ich würde mich über Post im neuen Jahr freuen!

Donnerstag, 17. November 2011

Von der politischen Lage, Schimmel, Tayrona Park und einem leckeren Bonbon

Ich merke gar nicht wie die Zeit vergeht! Bald haben wir schon wieder Weihnachten. Da es so warm ist, kommt bei mir gar keine Weihnachtsstimmung auf, obwohl es massenweise Weihnachtsdekoration zu kaufen gibt und in vielen Häusern schon die Lichterketten brennen. Über Weihnachten und Silvester habe ich Urlaub und mit Anka und Larissa (2 deutschen Freiwilligen) habe ich diese drei Wochen bereits verplant. Wir wollen mit dem Bus nach Bogota reisen, auf dem Weg dorthin die Kaffeezone besuchen, uns die Hauptstadt anschauen und am 1. Januar dann in den Amazonas fliegen. Wir haben schon unsere Flüge gebucht und eigentlich hört sich das auch alles schön und gut an, doch vor 2 Wochen wurde Alfonso Cano, der Anführer der kolumbianischen FARC-Guerilla, getötet! Und einige Leiter sind der Meinung, dass es besser wäre nicht groß durchs Land zu reisen, weil es Vergeltungsanschläge geben könnte! Ich persönlich merke (hier in Cartagena) keine Veränderungen aufgrund der politischen Situation! Momentan ist das alles ein Hin und Her und wie es aussieht brauchen wir nun eine schriftliche Bescheinigung vom deutschen Konsulat in Bogota, dass sie für uns die volle Verantwortung übernehmen. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es so eine Bescheinigung gibt! Uns bleibt ein Monat Zeit um zu hoffen, dass sich noch irgendetwas ändert! Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich  nämlich wirklich keine Lust Weihnachten und  Silvester alleine in Cartagena zu verbringen, wenn es so eine schöne Alternative gibt!

Dann will ich euch von einer Begegnung erzählen mit einem „unerwünschten Besucher“: dem Schimmel! Mir ist schon vor ein paar Wochen aufgefallen, dass meine Kappe angeschimmelt war. Ich habe mir dabei nicht viel gedacht, aber als ich dann Letzt den Schrank aufgeräumt habe, kam ich aus dem „Staunen“ (im negativen Sinne) nicht mehr heraus: Der Schrank und die Hälfte meiner Kleidung waren angeschimmelt! Überall weiße Schimmelflecken! Also dachte ich mir, dass ich die Sachen saubermache und nicht wieder zurück in den angeschimmelten Schrank lege, sondern stattdessen in meinen Koffer packe. Doch als ich dann meinen Koffer öffnete (aus dem ein noch üblerer Gestank strömte), wurde mir klar, dass der Schimmel auch nicht vor deutschen Koffern Halt macht! Ich will euch jetzt nicht den Appetit verderben, aber im Koffer war der Schimmel sogar grün! Ich war von dem Ganzen nicht gerade begeistert, habe mir ein Tuch vor die Nase und das Gesicht gebunden (weil es wirklich nicht gut gerochen hat) und meinen freien Samstagvormittag dazu genutzt ganze drei Stunden lang Wasser über unseren Gasherd heiß zu machen (unsere Waschmaschine wäscht nämlich nur kalt), die Sachen darin abzukochen, zu schrubben und anschließend in die Sonne zu hängen. Meine Leiterin hat mir ein Mittel gegeben, das ich mit ins Wasser gemischt habe. Leider habe ich zu spät gemerkt, dass darin Chlor enthalten war und Chlor bleicht ja bekanntlich Farben aus! Aber was soll man machen? Der Schimmel kann ja nichts dafür, dass er existiert und sich unnötig darüber aufregen, bringt einen auch nicht weiter. Immerhin habe ich die Hoffnung, dass sich das in 2 Monaten ändert, denn dann ist die Regenzeit vorbei und die hohe Luftfeuchtigkeit wird zurückgehen und mit ihr der Schimmel!

Dann hatte ich 5 Tage Urlaub, weil Cartagena 200 Jahre der Unabhängigkeit gefeiert hat und wenn Kolumbianer feiern, dann feiern die richtig! In manchen Stadtvierteln ist es sogar so schlimm, dass man nicht mehr auf die Straße gehen kann: Matsch- bzw. Farbbomben werden geworfen, ganze Menschenmassen verschwinden im Schaum, den es überall in Sprühdosen zu kaufen gibt und Seile werden gespannt um die Autos aufzuhalten und Geld zu verlangen. Das kann richtig gefährlich werden, besonders wenn  Alkohol im Spiel ist. Ich habe einen Mann gesehen, der eine Platzwunde am Kopf hatte. Aber es gibt auch schöne Seiten der Fiestas: die Wahl der „Miss Cartagena“, Livemusik von den hier bekannten Künstlern usw. Doch das alles habe ich nur vereinzelt über Fernsehen mitbekommen, denn ich war währenddessen in Santa Marta und im Tayrona Park. In Santa Marta durften wir bei einer Freundin von meiner Zimmerkollegin übernachten. Das war richtig nett von ihr, dass sie uns so spontan ein Zimmer zur Verfügung gestellt hat. Was ich hierbei erwähnen muss: Die Hinfahrt war in einem Kleinbus (ca. 20 Personen) mit Klimaanlage, 4 Stunden Fahrt mit etlichen  Kinder und nichts anderes als ein grausamer Horrorthriller („HISSS“) wird in den DVD Player gelegt!  Ich habe versucht aus dem Fenster zu schauen und die schöne Landschaft zu genießen, aber mit den Geräuschen eines Horrorthrillers im Hintergrund geht das nicht so gut! Wir sind dann am nächsten Tag in Santa Marta  an den schönen, aber überfüllten Strand von „Rodadero“ gegangen und haben uns einen kleinen Teil der Stadt angeschaut, die von Bergen umgeben ist. Die Tage darauf waren wir im Tayrona Park, einem Naturpark an der Küste. Ich habe bisher noch keinen so wundervollen Ort gesehen, für mich das Paradies: weiße Sandstrände, goldfunkelnder Sand, dichter Urwald, massenweise Palmen, Kokosnüsse, das Gefühl von Weite und Freiheit! Mit Worten ist das nicht zu beschreiben, am besten seht ihr euch die Bilder an. Mit einem Wanderrucksack auf den Schultern, sind wir ca. 3 Stunden durch den Dschungel gelaufen, es war sehr schwül und als wir an unserem Übernachtungsort, einem Campingplatz angekommen sind, war die Kleidung komplett nassgeschwitzt. Den Tag über haben wir  am Strand verbracht: zwei Buchten und in der Mitte eine kleine Minihalbinsel, auf der man in Hängematten übernachten konnte. Leider waren die schon alle belegt und so haben wir in einem Hängemattenmassenlager auf dem Campingplatz geschlafen. Ich habe die Hängematten gezählt: 44 Stück, glücklicherweise waren nicht alle belegt - der eine „Schnarcher“ hat mir schon gereicht! Dort ist mein Gefühl von Privatsphäre endgültig vernichtet worden: Hängematte an Hängematte, diese haben zwar ein Netz gegen Moskitos, aber trotzdem kann dich jeder sehen und als ich dann duschen gegangen bin, waren das 4 offene „Duschen“ für den kompletten Campingplatz ohne Vorhang und ohne Geschlechtertrennung und der provisorische morsche Zaun davor, hatte nur noch wenige Holzlatten. Also hatte man beim Duschen die Wahl, ob man seinem Nachbarn oder den Pferden beim Fressen zusehen mochte. Aber dafür, dass es Mitten im Urwald war, darf man sich nicht beschweren! Am nächsten Tag haben wir uns wieder an den Strand gelegt und einfach nur die Zeit genossen. Den Rückweg sind wir zur Hälfte zu Fuß und die andere Hälfte sind wir auf Pferden zurückgeritten. Ich glaube, dass mein Pferd eine Selbstbewusstseinsstörung hat, es wollte immer als Erster laufen, aber es hat ständig angehalten und gefressen, was auch kein Wunder ist, denn die Pferde sind ziemlich abgemagert. Doch wenn ein anderes Pferd es überholt hat, ist es losgerannt um wieder Erster zu sein. Durch den Dschungel zu reiten, ist eher ein Abenteuer ins Ungewisse als das es großen Spaß macht. Vor allem weil ich auch keine Erfahrungen mit Reiten habe! Die felsigen, schmalen, steilen Pfade waren teilweise so sehr vermatscht vom nächtlichen Regen, dass die Pferde darin richtig eingesunken sind. Und auf einer Strecke, die einer Felsspalte ähnelte, sind uns dann Einheimische auf Pferden entgegengekommen, die wiederum Herden von Pferden durch den Dschungel getrieben haben. Da bekam ich schon ein bisschen Angst als die mir entgegengerannt kamen und ich war froh, dass mein Pferd ruhig geblieben ist! Den Tayrona Park kann ich nur weiterempfehlen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, je nach Kolumbien zu kommen, dann besucht diesen Naturpark!

Ihr wundert euch vielleicht, dass ich so wenig über meine Arbeit schreibe! Aber es gibt nicht viel Neues was ich euch darüber erzählen könnte. Die Dekoration ist weiterhin meine Hauptaufgabe und es macht mir mittlerweile Spaß. Spaß ist ja auch immer eine Einstellunssache! Ich bastle mittlerweile sogar schon die Deko für das nächste Jahr. Mein Spanisch ist auch schon viel besser geworden und so werden wir nach und nach andere Aufgaben übertragen. Gestern waren wir wieder die Kinder im Armenviertel besuchen. Da gab es eine Situation, da dachte ich mir: „Das ist der Inbegriff vom Teilen und man haben die Kinder viele Abwehrkräfte!“ Ein kleiner Junge packte ein Bonbon aus, auf dem Boden im Dreck saß ein kleiner Babyhund, der Junge ließ zuerst den Hund an seinem Bonbon lecken, bevor er es sich selbst in den Mund steckte! Wahrscheinlich hat der Hund Würmer, der ernährt sich ja auch nur von dem Dreck der Straße. Ich fand das zwar irgendwie süß von dem Jungen, aber auch echt eklig! Am Sonntag machen wir in dieser Straße eine große Müllsammelaktion. Bei dem ganzen Dreck ist das auch wirklich nötig! Ich hoffe, dass ich dann ein paar Bilder machen kann.

Montag, 31. Oktober 2011

Von einem Schlammvulkan, einen Rockstar, ein Fall für die Gesundheitsbehörde und Marihuana Geruch

Die Zeit rennt und ich kann nicht glauben, dass ich schon ganze zwei Monate hier bin! Nun wird es mal wieder Zeit, dass ich euch mitteile was ich die letzten Wochen erlebt habe.

Zu meiner Freude durfte ich eine Klospülung reparieren. Glücklicherweise sind die Toiletten nicht wirklich kompliziert gebaut J

Zurzeit haben wir Regenzeit. Vielen Menschen in Kolumbien geht es deshalb richtig dreckig. Überschwemmte Häuser, die Straßen gleichen Flüssen und teilweise gab es tagelang keinen Strom und kein fließend Wasser. Unsere Köchin lebt in einem sehr armen Stadtteil, ihre Wohnung stand bis zu den Knien unter Wasser und ein Fisch schwamm sogar in ihrem Zimmer herum! Wir sind vergleichsweise ganz gut davongekommen: 2 Tage lang kein Wasser, jedoch mit Unterbrechung, sodass ich das Glück hatte, morgens wieder duschen zu können (nach einem abendlichen Strandbesuch und einer Nacht in einem Bett voller Sand)! Kurz nach dem Wasserausfall hat sich dann der Strom verabschiedet. Mitten in der Nacht sind zwei Generatoren der Stromversorgung mit einem superlauten Knall explodiert. Aber anscheinend kommt das hier öfters vor, sodass das Problem am Nachmittag wieder behoben war. Im Moment funktioniert wieder alles! Den zwei Freiwilligen im Colegio ging es da um einiges schlechter: Die mussten mit Regenwasser abspülen und kochen!

Wir hatten Letzt einen Feiertag und diesen Tag habe ich genutzt die Umgebung besser kennenzulernen. Mit meiner Zimmerkollegin bin ich zu einem Schlammvulkan gefahren. Schon allein die Hinfahrt war ein kleines Abenteuer. Zuerst mit einem Taxi zum Terminal, von dort aus mit einem alten Bus (der kurz zuvor noch repariert wurde) in irgendein Dorf und dort haben wir uns dann Motos genommen und mit denen sind wir durch den Busch Kolumbiens gefahren auf vermatschten Straßen und unpassierbaren Wegen. Aber wir kamen tatsächlich an: Ein Vulkan oder besser gesagt ein Schlammbecken mit Menschen, die bis zur Unkenntlichkeit mit Matsch bedeckt waren. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen und bin auch hereinreingestiegen. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit! Es gibt keinen Boden und man kann sich kaum bewegen. Der Schlamm soll gut für die Haut sein, manche Menschen fahren dort extra hin um sich den Matsch in gebrauchten Plastikflaschen zu kaufen. Nach dem Matschabenteuer muss man den Vulkan wieder heruntersteigen (die Treppen sind wirklich sehr glitschig) und zu einem Fluss laufen. Das kostet Anstrengung und ich konnte gar nichts dagegen unternehmen als mich plötzlich eine Frau mit sich in den Fluss gezerrt hat und mich gewaschen hat! Die hatte mich noch nicht einmal gefragt, da steckte sie mir schon ihre Finger in die Ohren und zog mein Oberteil aus! Dass mir das unangenehm war, brauche ich glaub nicht zu sagen. Durch solche Grobheiten verdient sie ihr Geld, soll ihr gegönnt sein!

Dann waren wir vor ein paar Tagen in einem indischen Restaurant oder besser gesagt in einem Hinterhof, der wunderschön indisch geschmückt war, in dem wir aber die einzigen Gäste waren. Dort wollten wir einen Geburtstag feiern, doch die anderen ließen ca. 2 Stunden auf sich warten und so kam es, dass ich dringend eine Toilette benötigte. Also bin ich an die Theke und meinte auf Spanisch: „Tengo un pregunta…“ Ein Mann verbesserte mich: „Tengo una pregunta!“ (Ich habe eine Frage!) Er merkte sofort, dass ich keine Kolumbianerin war und fragte mich woher ich denn kommen würde. „Aus Deutschland!“ Er: „Dann können wir ja auch auf Deutsch reden!“ Es stellte sich heraus, dass er aus Aschaffenburg kommt (das liegt ca. 15 km von meinem Heimatort entfernt) und der Gitarrist von „People“ (ich kenne die Band ehrlich gesagt nicht) und ein Freund von den „Skorpions“ ist, mit denen er auch schon öfters auf Tour war! Momentan macht er in Cartagena Urlaub, wird aber bald mit einer bekannten kolumbianischen Band in Bogota touren. Er hat uns sogar seine selbstdesignte Gitarre gezeigt und uns einen Einblick in sein aufregendes  Leben gegeben. Wir haben ihm dann wiederum erklärt was „weltwärts“ ist und was wir hier machen. So ein bisschen selbst von sich überzeugt war der Mann ja schon, wenn er so nebenbei von seinen Erste-Klasse-Flügen erzählte. Ich musste währenddessen an das viele Essen denken, das ich mir von dem Geld kaufen würde. Später hab ich ihn dann mal gegoogelt -vielleicht hat er ein bisschen übertrieben- aber im Großen und Ganzen hat das gestimmt was er uns erzählt hat. Wann trifft man schon mal ganz zufällig so jemanden in einem indischem Restaurant in Kolumbien?

Was ich so gut wie jeden zweiten Morgen beim Putzen beobachte und bei uns in Deutschland ein Fall für die Gesundheitsbehörde wäre: Da läuft ein Mann durch unsere Straße mit einer großen Metallschüssel auf dem Kopf, in der roher Fisch gestapelt ist (da frage ich mich schon mal wie er das überhaupt tragen kann) und schreit: „Pescado!“ (Fisch), damit auch jeder weiß, dass er Fische anbietet. Ab und zu hat er Glück und unsere Nachbarin kommt heraus und kauft doch tatsächlich einen von diesen Fischen, die schon den ganzen Morgen roh in der heißen Sonne schmorren. Dann nimmt er ein Stück Zeitung oder Pappe, breitet dies auf dem dreckig verstaubten Bürgersteig aus und schneidet dort seinen Fisch zurecht. Manchmal fährt währenddessen noch ein Bus oder ein Auto vorbei, sodass noch mehr Staub aufgewirbelt wird. Meiner Nachbarin wünsche ich: Guten Appetit! Aber ich hoffe, dass sie es ihren Hunden zu essen gibt, die bellen nämlich so gut wie jede Nacht. Da gab es schon mächtig Ärger. Vor allem meine Zimmernachbarin kann bei dem Hundegebell nicht schlafen. Es kam sogar schon so weit, dass sie Mitten in der Nacht unsere Nachbarin zweimal aus dem Bett geklingelt hat. Die fand das gar nicht lustig und hat dann wiederum meine Leiterin aus dem Bett geklingelt um ihr zu sagen, dass sie aus dem Bett geklingelt wurde! Da noch eine andere Frau mit meiner Leiterin im Zimmer schläft, ist sie natürlich auch aufgewacht. Ich dagegen habe das Ganze nur  im Halbschlaf mitbekommen. Aber das ist bei uns momentan wirklich ein großes Problem. Wir haben uns schon die kuriosesten Geschichten ausgedacht, wie man die Hunde ruhig stellen könnte. Zum Beispiel haben wir auf der anderen Seite eine Autowerkstatt angrenzend. Vor einigen Tagen kam aus der Richtung Marihuana Geruch zu uns herübergezogen. (Ich persönlich habe es noch nicht einmal gerochen, da ich nicht weiß wie so etwas riecht.) Als wir dann geschaut haben, saß dort aber nur der Security Mann. Wir hoffen inständig, dass er es nicht ist dem dieser Geruch zuzuschreiben ist, denn er bewacht ja sozusagen die Autowerkstatt und wenn er nicht mehr dazu im Stande ist, dann könnten irgendwelche bösen Menschen über das Dach zu uns herüber klettern. Aber ich kann mir das nicht vorstellen, dass er so etwas machen würde. Das kam sicherlich von dem dahinterliegendem Viertel, dort sollten die Hunde ab und zu mal hingeschickt werden!

Dann habe ich noch eine interessante Begegnung mit einer dicken Kakerlake in unserer Küche gemacht. Ich wollte gerade ins Bett gehen und da saß sie auf der Küchenplatte. Ich habe erst einmal herumgeschrien -an den Anblick habe ich mich noch nicht gewöhnt- und dann versucht sie mit einem Besen herunterzukehren, damit ich sie anschließend tot hauen kann. Aber sie hat sich unter dem Mixer versteckt und dann ist sie in der Wand verschwunden! Diese Viecher sind aber auch schnell. Ich hoffe, dass wir in dem Loch in der Wand kein Kakerlaken Nest haben!

Und zu guter Letzt noch etwas zu meinem Fuß: Ich war mit meiner Mentorin, die mir auf Deutsch übersetzt hat, noch einmal bei der Ärztin und diese meinte, dass diese „Kugel“ in meinem Fuß wohl mehr aus Knochen als aus Calcium besteht. Diesen Knochensplitter habe ich aber anscheinend schon länger und der wurde nur zufällig beim Röntgen entdeckt. Der Sturz und der Splitter sind also zwei unterschiedliche Dinge. Und da die Schwellung (vom Sturz) abgeheilt ist und ich nur noch den Splitter habe, ist es in nächster Zeit (also in Kolumbien) nicht nötig zu operieren (es seitdem es würde sich plötzlich verschlechtern). Ich kann ganz normal gehen und wenn ich springen und rennen vermeide, wird wohl alles gut gehen! Für mich steht diese Sache auch nicht mehr im Vordergrund und ich denke auch kaum mehr daran. Mir geht’s gut und wer weiß was ich aus dieser Sache alles lerne!?

Samstag, 15. Oktober 2011

Vom Putzdienst, einem Kinobesuch & meiner Diagnose

Jeden Monat tauschen wir unseren Putzdienst. Im Oktober bin ich für den Vorhof zuständig. Dort steht ein wunderschön gelb blühender Baum und wenn ich Glück habe -was in letzter Zeit ziemlich oft vorkommt- dann sehe ich Kolibris, die ihre morgendlichen Runden drehen. Diese kleinen flatternden Vögel sind wunderschön und sind ab sofort meine neuen Lieblingsvögel! Wenn ich jeden Morgen halb verschlafen in der knallenden Sonne meinen Besen schwinge, kommt ab und zu die Nachbarin heraus und hält ein Schwätzchen mit mir- auch wenn ich nur die Hälfte davon verstehe. Heute lief sie vorbei und grüßte mich mit: „Buenos dias, mi amor!“ („Guten Tag, meine Liebe!“). Dann kam eine Frau, die ich noch nie gesehen habe und sprach mich sogar mit Namen an. Keine Ahnung woher sie den kannte! Mit meinem Namen ist das hier sowieso ein Ding für sich. Da das J als H ausgesprochen wird, heiße ich Hulia. Aber wenn man das jemanden sagt, dann fangen die an zu kichern. Ich glaube der Name ist etwas veraltet, wie bei uns Gudrun oder Hiltraud (nichts gegen eure Namen!).  Also stelle ich mich inzwischen als Chulia vor!
Am letzten Sonntag hatte Anka Geburtstag. Sie ist auch eine Freiwillige aus Deutschland und arbeitet in einer Schule. Wir haben sie überrascht mit leckerem Essen und es gab ganz spontan einen Kinobesuch im Caribe Plaza, einem großen Einkaufszentrum in der Nähe. Wir sind auf gut Glück in den erstbesten Film hineingegangen: „Real Steel“. Ein Film mit Hugh Jackman, in dem Roboter gegeneinander kämpfen. Genau das Richtige für einen Mädelsnachmittag! Aber zu meiner Überraschung war der Film recht gut.  Und was ich noch erwähnen muss: Umgerechnet hat der Film weniger als 4 Euro gekostet! Die Sitze waren bequem, es war sauber und es gab eine Klimaanlage. Jedoch haben sie es damit heftig übertrieben. Ich habe in Kolumbien noch nie so gefroren wie in diesem Kino. Das nächste Mal werde ich mir einen Pulli mitnehmen!
Letzt war ich bei der Tienda um die Ecke. Von dort aus kann man auf andere Handys anrufen. Also habe ich dem Mann mein Handy gegeben, damit er die Nummer abtippen kann. Und ich habe mich noch gewundert, warum er auf meinem Handy herumtippt! Als er es mir wiedergegeben hat, war er tatsächlich so dreist und hat meine Nachrichten geöffnet und sie gelesen! Der Mann hat noch nicht einmal versucht sein Tun zu vertuschen, sondern hat mir das Handy mit der geöffneten Nachricht wieder zurückgegeben! Das fand ich ziemlich unverschämt! Ich glaube von „Briefgeheimnis“ haben sie hier noch nicht so viel gehört. Aber ich habe was daraus gelernt: Zettel mit Nummern mitnehmen oder die Nummer eben selbst eintippen.
Nach vier Arztbesuchen bei drei verschiedenen Ärzten, einen Ultraschall und nachdem ich geröntgt wurde, steht endlich (nach drei Wochen) fest was mit meinem Fuß los ist. Die gute Nachricht: Nicht wie zuerst vermutet ein angebrochener Knochen und auch kein Bänderriss! Sondern, und jetzt kommt die schlechte Nachricht: ein Stück Calcium hat sich von meinem Knochen gelöst - mit Bindegewebe kommt es auf die Größe einer Murmel- und als ich gefallen bin, hat sich diese Verkalkung zwischen meinen Knochen und meinen Bändern geschoben! Immer wenn ich laufe, drückt das jetzt gegen mein Bein und tut mal mehr, mal weniger weh. Mir wurde deshalb empfohlen mich operieren zu lassen. Obwohl es wirklich sehr gute Ärzte gibt und viele Menschen hierher in den Urlaub fahren um sich unters Messer legen zu lassen, werde ich wohl noch ein ganzes Jahr damit warten müssen und mich erst in Deutschland operieren lassen. Der Hauptgrund ist, dass die „Nachsorge“, wie eine Physiotherapie in Cartagena sehr beschränkt ist. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich nun weiß was ich habe- auch wenn das für mich erst einmal ein Schock war- und ich hoffe, dass es nicht schlimmer wird. Solange versuche ich es so gut wie es geht es zu ignorieren. Gestern bin ich dem Jungen begegnet, dem ich das zu verdanken habe. Aber ich bin wirklich nicht sauer auf ihn. Solche Dinge passieren -warum auch immer-, aber das ist noch lange kein Grund nachtragend zu sein. Ich glaube, dass Kolumbianer sehr schuldbewusste Menschen sind. Als er vor mir stand und erfahren hat was Sache ist, hat er mich tausend Mal um Verzeihung gebeten und er hat sogar angefangen zu weinen! Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. So etwas ist mir noch nie passiert, dass ein junger Mann -Mitte Zwanzig- vor mir steht und wegen mir weint! Ich habe ihn dann in den Arm genommen und versucht ihm klarzumachen, dass es in Ordnung ist! Ich hoffe, dass er es verstanden hat…sein Englisch ist so gut wie mein Spanisch.  
So wie es aussieht werde ich demnächst zwei Studenten Deutschunterricht geben (einmal pro Woche). Sie haben vor nach Deutschland zu gehen und ich bin schon sehr gespannt, wie ich mich als „Lehrerin“ anstelle. Vor allem ist Deutsch auch keine Sprache, die man mal so einfach lernt! Unabhängig davon werde ich Spanischunterricht bekommen von einer anderen jungen Frau, die deutsch studiert hat. Ich finde es echt schön, dass man sich hier gegenseitig hilft, natürlich kostenlos. Alles läuft über Beziehungen und Kontakte und langsam verstehe ich auch warum die Menschen so viel und gerne reden! Diese Beziehungen müssen ja gepflegt werden. Das mit den kostenlosen Dingen gilt nicht nur bei Leuten, die man persönlich kennt, sondern auch für Bekannte von Bekannten. So zum Beispiel bei zwei der drei Ärzte. Obwohl das Wartezimmer restlos überfüllt war, durfte ich ohne Wartezeit ins Behandlungszimmer durchgehen und musste noch nicht einmal etwas fürs Röntgen bezahlen! Als Ausländer habe ich eben einen speziellen „Status“, auch wenn mir das nicht immer ganz recht ist. Wenn ich Kolumbianer wäre, wäre ich auf jeden Fall sauer, wenn da so ne Deutsche ins Wartezimmer hereinspazieren würde und sich einfach vor mich drängeln würde! Aber andere Kultur, andere Sitten! Mir gefällt´s!

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Vom Arztbesuch, salzigem Popcorn und einem wunderschönen Abend am Strand

Gestern war ich endlich bei einer Ärztin, die sich meinen Fuß richtig angeschaut hat. Glücklicherweise ist sie eine Freundin von unserer Station, so kam ich sofort dran und musste auch nichts bezahlen. Sie hat herausgefunden, dass einige meiner Bänder gerissen sind und deshalb hat sie mich zum Ultraschall weiterempfohlen. Die Frau hat meinen Fuß hin- und her gebogen und gefragt, ob mir das wehtun würde. An einer Stelle tat es verdammt weh. Ich habe das Gefühl, dass durch sie noch ein paar Bänder mehr gerissen sind! In einer Ecke ihres Zimmers habe ich dann eine Waage entdeckt, von der ich gleich Gebrauch gemacht habe (dort wo ich wohne, haben wir so etwas nicht). Und wenn man ihrer Waage Glauben schenken mag- was ich aber nicht tue- habe ich in einem Monat 2,5 kg abgenommen! Bei dem fettigen Essen kann ich mir das aber wirklich nicht vorstellen. Vielleicht liegt es an der nichtvorhandenen Schokolade, die ich vermisse. Also wenn ihr mir mal eine Freude machen wollt, wisst ihr jetzt Bescheid!

Nach dem Arztbesuch gab es einen DVD Abend bei JUCUM. Leider habe ich von dem Film nicht allzu viel verstanden, weil er auf Spanisch war. Aber die Atmosphäre hat mir gefallen. Wir saßen draußen unter dem Sternenhimmel- von den Moskitos mal abgesehen- und es gab Popcorn zu essen. Allerdings essen die hier salziges Popcorn. Ich habe darüber nachgedacht warum und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sie damit ihren „Salzhaushalt“ ausgleichen- bei dem Wetter und dem Schweiß kann ich das auch nachvollziehen. Ich habe mich mittlerweile auch daran gewöhnt bei jeder Begrüßung eine klebrige verschwitzte Backe an meiner Wange kleben zu haben. Was tut man nicht alles um dazuzugehören?

Ich habe auch erfreuliche Nachrichten: eine neue Arbeit, die ich zusätzlich zur Dekoration machen darf. Im Refugio wird Hausaufgabenhilfe angeboten und danach spiele ich jetzt ab sofort mit den Kindern ein Spiel. Das fällt mir noch etwas schwer, weil ich die Sprache noch nicht beherrsche, aber für mich ist es eine gute Abwechslung von dem bunten Bastelalltag. Wobei ich gemerkt habe, dass alles auf den Blickwinkel ankommt. Ich hätte nämlich keine Lust jeden Morgen und jeden Nachmittag Kindern, die keine Erziehung genossen haben, nur Quatsch im Kopf haben, sich schlagen, wegrennen oder herumschreien, Nachhilfeunterricht zu geben und das bei der Hitze! Wenn man es so sieht macht mir das Basteln mittlerweile sogar richtig Spaß und ich habe für dieses Trimester, das noch 6 Wochen lang geht, bereits vorgebastelt. Ich habe auch eine andere Einstellung dazu bekommen, dass ich alleine in einem Projekt bin. Ich lerne somit viel mehr Leute kennen, mit denen ich abends weggehen kann und die sich in Cartagena auskennen. So bin ich Letzt ganz spontan mit zwei Freunden ans Meer gegangen. Dieser Abend wurde zu einen meiner schönsten Abende überhaupt. Wir hatten den Strand für uns alleine. Im Hintergrund waren unzählige Hotels, deren tausend Lichter sich im Wasser gespiegelt haben. Umgeben von Palmen und Mondschein haben wir zu Salsa Musik getanzt, die aus irgendwelchen Lautsprecher tönte. Da wir keine Badeklamotten dabei hatten, sind wir eben mit Kleidung im warmen, klaren Wasser schwimmen gegangen. Wenn es dunkel ist, dann hat man das Gefühl vom Meer verschluckt zu werden, weil es endlos weit ist und einen wie eine schwarze Wand umgibt. Nach dem Planschen gab es dann noch eine schöne matschige Schlammschlacht. Ich hatte noch Stunden später Sand im Ohr! Ich bin dann mit einem Moto nach Hause gefahren. Leider sind die zu mir in letzter Zeit ziemlich aufdringlich und fragen Sachen, die sie nichts angehen. Das habe ich dann meinen zwei Freunden erzählt, die mir dann ein Moto besorgt haben. Was sie genau zu dem Mototyp gesagt haben, habe ich nicht verstanden, aber er hat während der Fahrt nicht mit mir geredet und nach der Fahrt hat er mich inständig darum gebeten meine Kumpels nicht anzurufen, weil er ja gut zu mir war und mich nicht belästigt hat! Der Mann hat mir fast schon ein bisschen leidgetan, der hatte richtig Angst. Ich habe mich später erkundigt was sie mit dem Mototyp gemacht haben: Name und Kennzeichen aufgeschrieben! Das sollten sie öfters machen.

Donnerstag, 29. September 2011

Vom Wasserausfall, einem Elternabend und lockeren Bettbalken

Gestern hatten wir Wasserausfall und das am Mittag und am Abend. Ich war nach dem Tag total verschwitzt und wollte  mich so gerne bei der Hitze duschen oder mir wenigstens mal die Hände waschen. Zum Glück floss das Wasser nach 10 Stunden dann wieder. Eine gute Sache hat das Ganze allerdings doch: Wir sollten dankbar sein, dass es in Deutschland immer Wasser gibt- das ist nicht überall eine Selbstverständlichkeit!

Eine Maus hat vor 2 Tagen unseren Vorratsschrank geplündert, obwohl es da nicht viel zu holen gab. Glücklicherweise hat sie nicht mein Müsli gefunden J Hab ich euch eigentlich schon von den vielen Eidechsen erzählt, die hier überall die Wände entlangkrabbeln  oder von dem Kolibri, den ich heute Morgen direkt vor unserem Haus entdeckt habe? Kolumbien hat so eine große Artenvielfalt und man muss nur mal die Augen aufmachen und sieht die Schönheit der Natur. Wunderschön.

Als es Letzt wieder so stark geregnet hat, haben wir uns ein Taxi genommen und uns zu viert hinten reingequetscht. Die Straßen waren teilweise so überflutet, dass sich kleine Flüsse bzw. ganze Seen gebildet haben. Als wir dann durch so einen gefahren sind, ist das Auto darin so tief versunken, dass das dreckige Schlammwasser an den Seiten durch die Türen lief und wir sozusagen im Nassen saßen.  Ich fand das Ganze sehr amüsant.

Wir hatten am Dienstag Elternabend. Es kamen insgesamt 11 Teilnehmer und der Abend war wirklich lustig. Ab und zu hatte ich das Gefühl auf einem Kindergeburtstag zu sein -nur mit Erwachsenen eben. Pünktlichkeit kann man hier sowieso vergessen- die letzten kamen eine Stunde zu spät. Dass man sich gegenseitig zuhört, ist auch nicht selbstverständlich. Jedoch konnte ich verstehen, dass es viel zu erzählen gab. Immerhin gab es in ihrem Viertel „Loma Fresca“ eine Schießerei zwischen zwei Bandenmitgliedern. Soweit ich das verstanden habe, wurde einer jetzt aber festgenommen. Ist auch wirklich besser so. Einmal die Woche bin ich dort auch und in eine Schießerei will ich wirklich nicht geraten. Aber ich gehöre ja zu keiner Bande und deswegen fühle ich mich jetzt nicht bedroht. Also ihr braucht euch keine Sorgen zu machen! Nun gut- zurück zum Elternabend. Nach einem  Thema (ich glaube es ging um Ziele, die man sich setzen soll) wurden Spiele gespielt, wie „Reise nach Jerusalem“. Die waren so begeistert dabei, dass sie sich gegenseitig die Stühle weggezogen haben und die eine dann auf ihrem Hintern gelandet ist! Das muss man sich erst einmal vorstellen: Erwachsene tanzen um Stühle herum, schubsen sich gegenseitig und kämpfen um einen Platz!  Jetzt weiß ich auch warum die Kinder so sind, wie sie sind! Zwischendrin gab es kleine Snacks, wie Lutscher. Eine Frau steckte sich dann drei Lutscher in ihren Pferdezopf. Das macht man hier so. Meine Leiterin macht das täglich mit ihrem Kugelschreiber. Das Beste war aber das „Wichteln“. Für alle, die das Spiel nicht kennen: Man zieht einen anderen Namen und schenkt dieser Person eine Kleinigkeit.  Ich kannte dieses Spiel bisher immer nur so, dass der Name geheim bleibt- aber hier sind sie so neugierig, dass es öffentlich gesagt wird. Ich habe mich geärgert, dass ich eine Woche zuvor nicht mitgespielt hatte und nun auch kein Geschenk bekam. Aber als ich dann das Geschenk von meiner Leiterin gesehen habe, fand ich es nicht mehr ganz so schlimm! Sie hat doch tatsächlich eine Unterhose mit Affen drauf geschenkt bekommen (meine Leiterin ist 30 Jahre alt). Ich muss immer noch lachen, wenn ich daran denke. Wer verschenkt denn zum Wichteln Unterwäsche? Und das war kein Einzelfall, meine Zimmerkollegin durfte sich ebenfalls über Unterwäsche freuen.

Momentan haben wir Männerbesuch aus Hawaii. Rob, ein Mann von JUCUM, der gerade in Cartagena auf Zwischenreise ist, kam vor zwei Tagen an und wird für eine Woche lang unser Gast sein. Der macht einen ganz netten Eindruck und hat mir sogar schon geholfen die Dekoration aufzuhängen, weil das ja mit meinem Fuß momentan nicht so gut klappt.

Apropos mein Fuß. Dem geht es überraschend besser. Die letzten Tage habe ich mich ein bisschen geschont und ich kann wieder einigermaßen laufen. Ich glaube, dass das auch ein Übersetzungsfehler war. Ich mein, wie kann ein Fuß „angebrochen“ sein? Entweder ist etwas gebrochen oder nicht und bei mir war glücklicherweise nichts gebrochen, höchstens verstaucht. Was ich damit sagen will: Es geht wieder aufwärts! Obwohl mir gestern wieder etwas Neues zugestoßen ist. Ich saß mit einer Freundin im unteren Bett eines Hochbettes und wir haben ein bisschen geredet. Sie meinte noch so, dass sich am Morgen ein Brett vom Hochbett gelöst hat und dies dann heruntergefallen ist. Glücklicherweise hat in diesem Moment dort keiner gelegen. Kaum hatte sie das gesagt, fällt mir selbst ein Holzbalken aufs Gesicht! Da haben wir erst einmal gelacht. Aus einem mir unverständlichen Grund schrauben sie so etwas nicht fest. Aber die Verletzung ist nur halb so schlimm und man sieht auch gar nichts. Ich verstehe nur nicht warum ich mich in Kolumbien sooft verletze, noch nicht einmal ein Bett ist sicher!

Sonntag, 25. September 2011

Über Kinder, Kakerlaken und einen angebrochenen Fuß

Als wir das letzte Mal im Armenviertel Loma Fresca waren und dort Familien besucht haben, hat mich ein kleines Mädchen gefragt wie viele Kinder ich habe. Anfangs fand ich die Frage noch lustig, aber als ich wirklich darüber nachgedacht habe, wurde mir klar, dass die meisten in meinem Alter schon mehrere Kinder haben und damit eigentlich total überfordert sind. Wir haben eine Familie besucht und ich habe neun Kinder gezählt, das Jüngste war 15 Tage alt. Ich hoffe und glaube, dass darunter aber auch Nachbarskinder waren. Mit den Kindern habe ich spontan ein paar Abklatschspiele gespielt und die waren davon so begeistert, dass sich zwei gleich auf meinen Schoß gesetzt haben und  die anderen mir die Haare machen wollten. Wenn sich dort nur einer mal richtig mit den Kindern beschäftigen würde, dann wäre das ein guter Anfang. Aber wie will man sich um die eigenen Kinder kümmern, wenn man selbst fast noch ein Kind ist?

Am Samstagmorgen waren wir in Cartagena am Meer. Wenn ich früher gewusst hätte, dass es nur 20 Minuten Fußweg von meinem neuen zuhause entfernt liegt, dann wäre ich dort schon viel früher hingegangen. Zwar liegt es direkt an einer Hauptstraße und es gibt auch keinen wirklichen Strand. Außerdem ist es leider auch nicht ganz so sauber. Da kommt es schon mal vor, dass eine Chipstüte neben dir im Meer schwimmt oder ein Junge seinem verängstigtem Hund das Schwimmen beibringen will. Jedoch ist am Strand nichts los, das Meer ist endlos weit, warm und klar und ich habe 30 Pelikane gezählt, die dann über unseren Köpfen davongeflogen sind.

Am Freitag hatten wir Kinderprogramm. Einen Tag zuvor habe ich dort die Dekoration ausgewechselt und eine Kakerlake an der Decke entdeckt. Meine Zimmerkollegin hat dann irgendein Spray draufgesprüht und die Kakerlake lag dann am nächsten Tag tot auf dem Boden. Jedoch haben wir sie vergessen und das wurde mir beinahe zum Verhängnis. Nämlich genau in dieser Ecke stand ich 2 Stunden lang um auf die Kinder aufzupassen und direkt neben mir war die Kakerlake. Bei den Liedern hab ich natürlich mitgetanzt um als gutes Beispiel voranzugehen, beinahe wäre ich dabei auf die Kakerlake gesprungen und ich muss dazu sagen, dass ich keine Schuhe anhatte! Glücklicherweise wurde ich noch rechtzeitig gewarnt. Anstatt in die Kakerlake zu hüpfen, bin ich dann jedoch in eine Reißzwecke getreten. Und einen Tag später habe ich mit jemand „Beinstellen“ gespielt. Bei dem Spiel habe ich definitiv verloren und mir den Fuß 1. Grades angebrochen! Jetzt muss ich ihn ein und halb Wochen hochlegen. Das ist wirklich blöd gelaufen und ich glaube das wird eine schwere Zeit für mich nichts zu tun. Aber man kann es auch positiv sehen: Mir ist nicht mehr passiert!

Donnerstag, 22. September 2011

Über Moskitos, Regen, Motos und CHEPE


Heute habe ich meine Stiche gezählt und ich komme auf ganze 50 Stück! Wenn das so weitergeht, dann habe ich in 4 Wochen 200 davon, vorausgesetzt sie würden nicht wieder abheilen- was sie aber glücklicherweise doch tun. Meine Zimmerkollegin meinte, dass jetzt die Regenzeit anfängt und bis Dezember andauert. Deshalb habe ich den Kampf gegen die Moskitos begonnen und mir ein Netz übers Bett gehängt- was diese Nacht aber nicht viel gebracht hat, denn irgendwie ist trotzdem so ein Viech zu mir hereingekommen. Die sind schlauer als ich dachte!

Dass die Regenzeit anfängt haben wir heute zu spüren bekommen. Wir waren beim Spanischunterricht und plötzlich fing es heftig an zu donnern, zu blitzen und zu regnen. Da das mit der Kanalisation nicht so läuft wie in Deutschland, staut sich das Wasser auf den Straßen. Diese werden zu Flüssen und man hat kaum eine Chance gegen die Fontäne, die einen nassspritzt, wenn ein Auto vorbeifährt- und es fahren ganz schön viele Autos vorbei! Ich bin also die überschwemmten Gehwege entlang gesprungen mit meinen Halbschuhen -die jetzt durchnässt sind- und bin zufällig auf drei Jungs gestoßen, die ich kenne und die waren so nett und haben mich begleitet. Einer hat mich sogar über eine überschwemmte Straße getragen. Ich mein, wann wird man schon mal über die Straße getragen? Vielleicht hat der Regen ja doch was Gutes  an sich.

Gestern habe ich mir einen Ventilator für meinen Laptop gekauft, da mein Akku wegen der Hitze heiß läuft. Ein Kumpel hat mich begleitet und er meinte, dass er danach zu einem Treffen gehe und ich mitkommen könne. Ich dachte dies sei ein Treffen von JUCUM, aber der Bus hat dann irgendwo im Getümmel bei einem Basketballplatz gehalten auf dem provisorisch Plastikstühle aufgestellt waren. Es war bereits stockdunkel, ich hatte keine Ahnung wo wir waren, hielt einem Laptopventilator in der Hand und sämtliche Menschen starrten mich an, weil ich die einzige Weiße war. Als ich dann die vielen Plakate von einem gewissen CHEPE gesehen habe, wurde mir klar, dass wir auf einer politischen Veranstaltung gelandet waren. Momentan ist Wahlkampf in Cartagena, für was genau kandidiert wird, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall ertönte aus mehreren Lautsprechern eine unheimlich laute Musik –die Wahlkampfmusik von CHEPE-, die einen mit singender Stimme aufrief die Nr. 51 zu wählen. Warum haben unsere Politiker eigentlich keine Wahlkampflieder? CHEPE stand dann höchstpersönlich vor einem der Lautsprecher- ich weiß auch nicht wie er das ausgehalten hat- und hat eine kurze Rede gehalten, die ich allerdings nicht verstanden habe. Danach gab es dann 4 Kekse für jeden und etwas zu trinken. Ich fand die ganze Situation und wie das aufgezogen wurde sehr unterhaltsam. Mein Kumpel kennt jetzt ein neues Wort: „Bestechung!“, aber ich glaube die machen das alle hier. Für CHEPE hoffe ich, dass er gewählt wird, dann kann ich wenigstens sagen, dass ich schon eine bekannte Person in Cartagena getroffen habe!

Ich möchte euch auch gerne etwas über die „Llamada(Anruf-)“ Stände erzählen. An so gut wie jeder Ecke und in jeder Tienda (Kiosk) bieten Menschen ihre Handys zum Telefonieren an. Wenn man sich hier nämlich Guthaben auf das Handy lädt, hält das nur 3 Tage lang und verfällt danach. Deshalb macht das niemand. Ich finde die Idee ganz gut, verstehe aber nicht warum das Guthaben so schnell verfällt.

Wenn man von A nach B will, hat man verschiedene Möglichkeiten dort hinzukommen. Es fahren verschiedene Busse, Taxis, Motos und Colectivos. Es gibt aber keine Haltestellen. Man braucht sich einfach nur an die Straße zu stellen und zu warten. Vor Allem die Busse sind so schnell unterwegs, dass sie jedes Mal eine Vollbremsung hinlegen um dich mitzunehmen. Die Motos sind eine Mischung aus Mofa, Moped und Motorrad. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht an dem heißen Auspuff an der Seite verbrennt. Eingefleischte Kolumbianer haben am rechten Bein eine Brandnarbe. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt. Wenn man Glück hat, bekommt man einen Helm mit Gurt und Windschutz angeboten und wenn man Pech hat, dann fällt dir der Helm während des Fahrens vom Kopf. Das ist mir glücklicherweise noch nicht passiert- aber ich bin ja auch erst seit knapp 3 Wochen hier. Selbst die Motofahrer ziehen ihre Helme nicht richtig auf. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Entweder haben sie noch eine Kappe drunter oder ziehen den Helm wie eine Kappe auf, also so dass das Gesicht komplett frei ist. Das ist eine Kunst für sich.

Montag, 19. September 2011

Nachdem mich aufmerksame Blogleser darauf hingewiesen haben, dass ich schon seit einigen Tagen nichts mehr gepostet habe, erbarme ich mich eurer und erzähle euch was in den letzten Tagen bei mir alles passiert ist und glaubt mir: Es ist viel passiert.



Zu Allererst will ich euch mal meinen Tag beschreiben. Ich stehe spätestens um 7 Uhr auf, wenn ich ins Fitnessstudio gehe- was ich bisher dreimal getan habe- dann schon um 5:10 Uhr. Dann geht es erst einmal den Hof kehren und nass putzen, wobei der Wischmob dreckiger ist als der Boden selbst. Dann zauber ich mir schnell was aus dem Kühlschrank. Jeder isst für sich und muss schauen was er abbekommt. Wir haben zwar einen Standartvorrat, der beschränkt sich aber auf eine Liste am Kühlschrank auf der genau steht was jeder essen darf und ehrlich gesagt kenne ich die meisten Wörter noch nicht bzw. kann mir die Sachen nicht zubereiten, weil ich sie nicht kenne. Deshalb habe ich mir in letzter Zeit mein Frühstück und Abendessen selbst gekauft, was mit der Zeit ganz schön ans Geld geht. Aber an einem Abend habe ich mir sogar selbst etwas gekocht. Jedoch ist kurz davor der Strom ausgefallen und der oberste Hamburger im Dreierpack war verschimmelt. Ich hab dann den untersten gegessen, was ich niemanden empfehlen würde! Aber ich lerne dazu…
Von 8-9 Uhr haben wir dann ein Meeting, in dem wir die Woche besprechen und ein bisschen reden. Danach geht’s ans Arbeiten. Mir wurden jetzt auch meine Aufgaben zugeteilt. Ich bin für die Gastfreundschaft zuständig. Das heißt, wenn hier Leute übernachten, dann mache ich alles schön, hole eine Matratze, überziehe das Bett usw. Und wenn sie wieder gehen, dann muss alles gewaschen und geputzt werden. Sonst bin ich auch für das Bodega zuständig, das ist ein Raum in dem sämtliche Sachen aufbewahrt werden und den soll ich sauber und ordentlich halten. Meine Hauptaufgabe ist jedoch die Dekoration! Darauf wird ganz besonderer Wert gelegt. Freitags haben wir Kinderprogramm und es gibt dazu ein Thema z.B. Freundschaft, Frieden, Geduld oder Freundlichkeit. Aber ich finde die Begriffe so abstrakt, dass ich nicht weiß was ich basteln soll…oder hat vielleicht von euch jemand eine Idee wie man Selbstbeherrschung oder Besonnenheit in Bilder fassen kann!? Mittags kocht dann Senora Esther für uns. Das Essen ist lecker, aber sehr fettig und besteht jeden Tag aus Reis mit Beilage. Von 12-13 Uhr haben wir Mittagspause, bis um 17 Uhr wird dann weitergearbeitet. Also wieder basteln und einmal die Woche gehen wir auch die Kinder in Loma Fresca besuchen. Das ist eine Abwechslung für mich. Abends bin ich meist kaputt vom Tag. Ich hätte niemals gedacht, dass Basteln so anstrengend sein kann. Aber das liegt sicherlich auch an der Hitze und meinen neuen Freunden, die ich -um ehrlich zu sein- gar nicht mag. Die haben es nämlich voll auf meine Beine abgesehen und zerstechen die jeden Tag aufs Neue.

Larissa, die einzige Deutsche, ist gestern nach Hause geflogen und ich war wirklich traurig. Ich hoffe, dass ich jemand anderen finde mit dem ich abends in die Stadt gehen kann, denn die Frauen, mit denen ich wohne, sind schon solange hier, dass sie darauf keine Lust mehr haben und alleine gehen ist zu gefährlich. So kam Letzt Larissa nach Hause und wurde in unserem Stadtteil überfallen und das alles drei Tage vor ihrer Abreise! Zu zweit kamen sie mit dem Moto, einer ist abgesprungen, hat die Tasche geschnappt und dann waren sie auch schon wieder weg. Das passiert öfters hier. Ich bin gespannt wann es bei mir soweit ist.

Vor einigen Tagen gab es direkt vor unserer Tür einen Unfall. Ein Moto und ein Bus sind zusammengefahren. Das Moto lag unter dem Bus und der Fahrer drei Meter davor und hat sich nicht mehr bewegt. Die halbe Nachbarschaft kam und hat sich das „Spektakel“ angeschaut, jedoch standen sie alle nur um den armen Motofahrer herum und haben tatsächlich angefangen zu beten! Das hat mich stark gewundert, aber keiner konnte Erste Hilfe leisten! Doch meine Zimmernachbarin aus England ist ihm dann zur Hilfe geeilt. Meine Leiterin hat den Krankenwagen gerufen, jedoch ging da nur das Band dran. Gut zu wissen was passiert, wenn der Ernstfall eintritt! Doch anscheinend hat jemand das Band abgehört, denn nach einer viertel Stunde kam dann tatsächlich eine Ambulancia und hat den Motofahrer mitgenommen, der echt Glück gehabt hat und sich nur ein Bein gebrochen hat.


Dann war ich von Freitag auf Samstag auf der Insel in Boca Chica. Die Insel liegt direkt vor Cartagena und ist mit dem Motorboot zu erreichen. Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und ist spannend - wenn man hinten sitzt, ist die Chance sehr gering trocken zu bleiben. In Boca Chica gibt es ein Projekt, in dem drei Freiwillige von meiner Organisation für ein Jahr untergebracht sind. Mit den alten Freiwilligen haben wir uns dann am Strand getroffen- mein erster Strandbesuch in der Karibik- und haben uns ausgetauscht über das Jahr, unsere Erwartungen und Ängste. Der Strand ist wunderschön: umgeben von Palmen, blaues Wasser, keine Touristen, alte Gebäude und Einheimische, die ihre Siesta machen. Dort sind wir natürlich auch baden gegangen und das Wasser ist so warm, dass man sich dort eine halbe Stunde lang aufhalten kann. Jedoch hat auch alles seine Schattenseiten. Die Insel ist total verdreckt. Die Menschen leben in verfallenen Hütten und es gibt kein fließend Wasser- auch nicht in der Station. Und ehrlich gesagt ist mir niemals wirklich bewusst gewesen was es heißt kein fließend Wasser zu haben, bis ich dann duschen gegangen bin! Die Tagesration für jeden ist ein Eimer Wasser. Zum Duschen nimmt man sich eine Schale und schüttet sie über sich, wobei ich mich danach immer noch dreckig gefühlt habe. Natürlich gibt es auch keine Klospülung, da nimmt man sich dann eine Schüssel Meerwasser mit aufs Klo und spült runter, wobei davon immer etwas auf dem Boden landet und das irgendwie eklig ist. Zwei von den Freiwilligen sind am Samstag dann auch ins Krankenhaus gekommen. Ich glaube, dass sie wieder draußen sind, aber ich habe leider noch nichts von ihnen gehört. Bitte versteht mich nicht falsch, die Station ist super. Es gibt morgens, mittags und abends Essen, die Betten sind total bequem – auch wenn wir uns zu 9. ein Zimmer geteilt haben- und die Gemeinschaft ist schön. Die Station ist wie eine kleine Oase in dem ganzen Dreck der Insel.  Aber ich bin trotzdem froh, dass ich im Refugio lebe.

Gestern waren Petra und ich eine Frau besuchen, die im 7. Stock eines Hotels wohnt. Die Wohnung mit Meerblick ist der Hammer und ich konnte gar nicht glauben, dass jemand soviel Geld hat um dort zu wohnen. Da sieht man mal wieder wie nah Reichtum und Armut beieinander liegen. Die Frau war so nett und hat uns Kleidung für die Kinder gespendet.

Sonntag, 11. September 2011

Am Freitag hatten wir bei uns im Refugio Kinderprogramm. Das wird jede Woche angeboten und dieses Mal durfte ich zum ersten Mal dabei sein. Ik, eine sehr nette junge Frau in meinem Alter und mit der ich mich wirklich super verstehe, macht hauptsächlich das Programm und ich bewundere wie liebevoll sie mit den Kindern umgeht und was für interessante Ideen sie hat. Es wird getanzt, gesungen, gespielt, Rätsel werden gestellt, Geschichten erzählt und es gibt eine Mahlzeit, die -wie auch bei meinem Mittagessen -meist aus Reis besteht. Seitdem ich gesehen habe wie die Kinder leben, verstehe ich auch warum sie zur Gewalt neigen und man sie auseinander bringen muss, wenn sie sich anfangen zu schubsen. Das kann dann ganz schnell zur Prügelei ausarten. Ich glaube das Problem in den Familien ist die fehlende Erziehung. Mädchen bekommen Kinder, wenn sie selbst noch Kinder sind und wie will man jemand Werte vermitteln, wenn man selbst nicht weiß was richtig und falsch ist!?
Ich war vor einigen Tagen 2 Freiwillige (Anka & Larissa) besuchen, die mit mir in Cartagena sind, aber in einem anderen Projekt arbeiten. Sie wohnen in einer Schule in San Francisco (so heißt der Stadtteil) und unterrichten Kinder. In Kolumbien müssen sogar schon Kinder im Alter von 4 Jahren lesen und schreiben können und z.B. die Namen der Knöchelchen im Ohr wissen! Darüber schreiben sie dann Examen und das nennt sich Kindergarten! Die Schule ist sehr arm. Larissa und ich durften beim Abendessen mitessen, es gab Spaghetti und ich wollte gerne die Nudeln mit einem Löffel und einer Gabel essen. Anka hat mich ganz entgeistert angeschaut und gemeint: „Wir haben nicht soviel Besteck. Für jeden gibt es entweder eine Gabel oder einen Löffel, sonst reicht das nicht für alle!“ (Wir waren ca. 11 Leute) Aber sie meinte, dass man sich daran schnell gewöhnt, genauso wie an die laute Musik, die bis um halb 4 nachts läuft oder daran, dass es bei Unwetter ins Zimmer regnet und sie sich zwei Toiletten und eine Dusche zu neunt teilen müssen. Da habe ich es im Gegensatz zu denen ja richtig gut.

Momentan sind drei Freiwilligen von der Insel aus Boca Chica mich besuchen und als sie gesehen haben wo und wie ich hier wohne, meinten sie das wäre das reinste Paradies! Ich will wirklich mal auf die Insel gehen und sehen wie die dort leben. Sie haben dort kein fließend Wasser, duschen mit einem Eimer und nehmen das Klowasser mit aufs Klo. Internet teilen sie sich zu elft mit nem Stick und die Wäsche waschen sie von Hand. Da kann ich verstehen, dass sie im Moment den „Inselkoller“ haben.

Am Donnerstag hatten wir Spanischunterricht mit einer Führung durch den Supermarkt. Ich hatte mich danach mit den Leuten aus meinem Projekt verabredet, mit ihnen wollte ich nach Hause fahren. Doch wir haben uns verpasst und da stand ich nun alleine in einem anderen Stadtteil mit 200.000 Pesos in der Tasche, es war bereits am Dunkelwerden und alles was ich hatte war eine mündliche Beschreibung des Weges. Ich muss schon sagen, das war spannend und mir war etwas mulmig zumute als ich dann ins Colectivo gestiegen bin-das ist ein Sheep, der hinten lockere Rückbänke hat und einen mitnimmt, wenn man auf der Straße steht und winkt. Einen Tag zuvor sind wir nämlich schon mal mit so einem Colectivo gefahren und als ich ein Foto aus dem Wagen machen wollte, hat mich eine Kolumbianerin vor Gangstern gewarnt! Dieses Mal habe die die Kamera in der Tasche gelassen und bin letztendlich unbeschadet und verschwitzt zu Hause angekommen.

Was auch noch erwähnenswert ist, ist die Abschiedsparty von 3 Freiwilligen, die uns leider bald verlassen werden. Das war bisher einer meiner schönsten Abende. Wir haben getanzt -aber nicht einfach nur so- sondern Salsa  zu spanischer Musik. Es war total heiß und uns ist die Brühe gelaufen, aber das war in dem Moment egal. Ich finde es unglaublich was die Latinos für ein Rhythmusgefühl haben und wie die sich bewegen können. Ein klein bisschen hat mich das an „Dirty Dancing 2“ erinnert. Ich hoffe, dass wir das öfters machen!

Donnerstag, 8. September 2011

Vor 2 Tagen  waren wir in „Loma Fresca“, das ist das Viertel in dem die Kinder wohnen, die zu uns ins „El Refugio“ kommen. Diese Armensiedlung liegt auf einem Berg, von dem man einen wunderschönen Blick über die Stadt und das Meer hat. Dort haben wir zwei Familien besucht und mit ihnen ein Interview über die Familien- und Wohnverhältnisse durchgeführt. Dies machen wir um die Familien und Kinder besser kennenzulernen, aber die Familien sollen uns dadurch ebenso besser kennenlernen. Und ich denke, das Konzept ist erfolgreich. Schon als wir dort den Berg hochgestiegen sind- Treppen gibt es nur bedingt- sind uns Kinder und Erwachsene entgegengekommen und haben uns begrüßt. Es ist schön zu wissen, dass die Arbeit des Refugios dort angesehen und respektiert wird. Ich versuche mal das Armenviertel zu beschreiben: Es gibt mehrere Straßen, die jedoch nicht aus Teer bestehen, sondern einfach nur aus Fels, sandigem Boden und Müll. Die Menschen werfen ihre Abfälle aus der Haustüre direkt auf die Straße. Die Müllabfuhr kommt im Moment auch nicht mehr! Da dort andere Prioritäten herrschen, kauft man sich lieber einen Fernseher als eine Toilette. Es gibt viele Kinder, die barfüßig herumspringen und mit sich selbst, streunenden Hunden oder einer Plastiktüte spielen. Trotzdem ist die Atmosphäre nicht gedrückt! In der ganzen Armut gibt es nämlich auch schöne Dinge. Zum einen die Gastfreundschaft. Zwar sind die Stühle auf denen wir saßen fast zusammengebrochen, aber die Menschen waren froh, dass wir sie besuchen kamen. In einem Haus kam dann ein Papagei – man hat mir später gesagt, dass es keiner war, sondern eine andere Art, aber für mich war das ein Papagei- auf einer unverputzten Mauer entlangspaziert und hat sich geputzt. Auch die kleine Babykatze, die auf einen rosablühenden, krakeligen Bäumchen saß, fand ich niedlich und dann natürlich die Kinder, die einen so unschuldig anlächeln, als ob die Welt noch in Ordnung wäre. Wir werden dort jetzt jede Woche hingehen und ich bin gespannt was ich noch so alles erlebe. Auf jeden Fall habe ich schon mal gelernt, dass ich meine NIKE Schuhe dort lieber nicht mehr anziehen sollte!

Dann muss ich euch noch was erzählen: Ich gehe ab morgen ins Fitnessstudio! Da ich sonst keine andere Möglichkeit habe Sport zu machen, habe ich mich mal schlau gemacht und tatsächlich eines gefunden. Wir waren dort auch schon zum Anschauen und ich musste mich wirklich zusammenreißen um nicht zu lachen, da die mich zum einen sowieso als Weiße und Blonde anschauen, als ob ich von einem anderen Planeten kommen würde und zum anderen weil das einfach total unhöflich wäre. Naja…das Studio ist ein heruntergekommenes Haus mit vielen Geräten, die man in Deutschland auf dem Antikmarkt verkaufen könnte. Aber ich finde das hat irgendwie was und wann kommt man schon mal für 1000pesos (ca. 50 Cent) ins Fitnessstudio? Hoffentlich kann ich demnächst mal ein Bild machen, sonst würde mir das keiner glauben!

Montag, 5. September 2011

So ich habe mich schon ein bisschen hier eingelebt. Die nächsten Tage wird es dann vorbei sein mit der Freizeit, aber dafür bin ich ja auch nicht hergekommen. Larissa, eine Freiwillige aus Deutschland, die wie ich für ein Jahr hier ist und in 2 Wochen wieder geht, zeigt und erklärt mir hier so einiges. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar! Wir waren z.B. schon zweimal in der Innenstadt von Cartagena. Um dort hinzukommen kann man entweder laufen oder den Sammelbus nehmen. Der kommt alle paar Minuten um die Ecke und nimmt einen für wenig Geld mit. Über den Fahrstil will ich jetzt mal nicht urteilen – ich würde glaub auch nicht besser fahren bei den Straßen, dem Verkehr und den nichtvorhandenen Straßenregeln…aber was man wirklich sagen muss: Bei Rot halten sie an!
Das erste Mal waren wir also abends in der Stadt- ihr müsst wissen, es wird schon gegen 18 Uhr dunkel und die Sonne geht um 5:30 Uhr auf- da muss ich mich auch erst noch dran gewöhnen- nun gut zurück zum Thema. Cartagena ist wirklich schön. An jeder Ecke stehen Straßenverkäufer und bieten kalte Getränke, Früchte oder ihre Handys an, mit denen man dann telefonieren kann. Die machen das, weil die Leute einfach kein Geld auf ihren Handys haben. Das ist ne echte Marktlücke in Deutschland, meint ihr nicht auch? J Wir sind auf der Stadtmauer entlanggelaufen (direkt am Meer), haben uns die beleuchtete Stadt angeschaut mit den tausend Lichtern und uns später in eine Bar gesetzt und was getrunken. Das zweite Mal sind wir dann zu Fuß in die Stadt gelaufen, ich habe den ersten Esel gesehen und ein Taxifahrer hat extra angehalten um einer von uns zu sagen – so ganz war nicht klar wer gemeint war- dass sie ein schönes Gesicht hat! Das Temperament ist eben ganz anders als in Deutschland. In einem Kiosk hab ich mir dann eine Cola gekauft, die füllen das Getränk in einen hauchdünnen Plastikbeutel und stecken einen Strohhalm rein. Das ist eine wackelige Angelegenheit und wenn man daran nicht gewohnt ist, können unschöne Dinge passieren. Als wir auf der JUCUM Base- viel zu spät- angekommen sind, waren nur noch in der ersten Reihe Plätze frei und da ist mir dann die Cola irgendwie über den Adapter der Gitarrenspielerin gespritzt- die hat mich vielleicht komisch angeschaut- zum Glück gab es keinen Kurzschluss J

Heute wollten wir eigentlich die Kinder aus unserer Station besuchen gehen, aber hier gibt es ab und zu heftige Gewitter und dann gleicht die Straße einem Fluss und alles ist matschig. Also werden wir das auf morgen verlegen.

Samstag, 3. September 2011


Hallo alle zusammen,

ich bin gestern Abend in Cartagena gelandet und ich muss sagen: Es ist echt heiß – auch nachts 30°! Zum Glück gibt es eine Dusche, die ich mehrmals täglich jetzt benutze! Ich hab viel zu erzählen. Am besten fange ich erstmal mit dem Flug an: An sich war das nichts Spektakuläres: Frankfurt- Madrid-Bogota-Cartagena. Um 7:40 Uhr losgeflogen und um 3:55 Uhr mit Zwischenaufenthalten gelandet (bzw. da wir eine Zeitumstellung von 7 Stunden haben sind wir dort um 21:55 Uhr gelandet). Ich hatte ja Bedenken wegen meinem Gepäck, ob das von der Größe und mit dem Gewicht passt, aber das ging alles klar- nur mein Wecker musste einer Extrakontrolle unterzogen werden - wer weiß was manche Menschen so alles in ihren Weckern schmuggeln!? In Madrid haben wir die anderen drei Freiwilligen getroffen, sodass wir zu 6. weitergeflogen sind nach Bogota. Dort hatten wir kaum Aufenthalt und mussten unsere Koffer noch suchen gehen, so haben wir viel zu spät eingecheckt und die Frau meinte dann ganz trocken: „Eure Koffer können jetzt aber nicht mehr mit!“ Zum Glück gibt es an dem Flughafen auch Männer, die ein Herz für junge deutsche Frauen haben ;-) Einer hat einen Bus für das Gepäck organisiert, sodass alle– außer einer-  in Cartagena angekommen sind.

Dort wurde ich dann abgeholt von drei Frauen aus meinem Projekt bzw. wir haben uns ein Taxi genommen und es stimmt was sooft gesagt wird: Keiner hält sich an die Straßenregeln, noch nicht einmal rechts vor links gilt! Die Fahrt war auf jeden Fall spannend- das wird es jetzt öfters geben.

Die Station ist wirklich schön und durch den Neuanbau sieht das eher nach einem Ferienappartment aus, als nach den typischen kolumbianischen Häusern mit den bröckeligen Fassaden. Wir haben sogar einen Mangobaum, der vor meinem Fenster steht und direkt neben unserem Haus gibt es eine Autowerkstatt. Ich teile mir ein Zimmer mit Petra, sie kommt aus England und ist schon ein bisschen länger hier. Sonst wohnen hier noch drei weitere Frauen, aber zwei davon verlassen uns bald wieder. Also sind wir sozusagen eine FrauenWG und Putzen wird hier sehr groß geschrieben – was ich aber nach dem dicken Käfer von heute Morgen auch verstehen kann! Die Nacht war für mich sehr kurz, ich muss mich erst noch an die Ventilatoren, die Hitze und die ungewohnten Geräusche gewöhnen.

Heute Vormittag waren Larissa und ich einkaufen und es ist komisch, wenn die kolumbianischen Männer einen anschauen, hinterherpfeifen oder irgendwelche Kommentare ablassen, die man nicht versteht! Ich werde mich wohl dran gewöhnen müssen. Auf dem Flughafen gab es auch so eine Situation als wir auf die Koffer gewartet haben, standen wir direkt neben der kolumbianischen Olympiamannschaft in Taekwondo, die saßen mit uns zufällig im gleichen Flugzeug. Mit dem einen kam ich ins Gespräch und der wollte schon nach 5 Minuten meine Emailadresse haben. Ich hab ihn gefragt weshalb, aber darauf wusste er keine Antwort, also hab ich es gelassen! So schnell geht’s…aber keine Angst: Ich habe nicht vor mit einen nach Hause zu nehmen!

So nachher kommen noch ein paar Kids und ich muss noch die Wäsche aufhängen. Aber ich lass bald wieder was von mir hören…und wofür ich mich bei euch ganz herzlich bedanken wollte, sind die lieben Worte, Geschenke, Besuche, Anrufe und Briefe. Das bedeutet mir wirklich viel und es ist schön zu wissen, dass ihr auch an mich denkt!

Sonntag, 28. August 2011

Hola,
schön, dass du meinen Blog gefunden hast. Bei mir wird es langsam ernst…in 5 Tagen geht’s schon los und ich frage mich wo die Zeit geblieben ist!?
Obwohl ich noch in Deutschland bin, hat das Abenteuer bereits begonnen. Vor gut einer Woche waren wir in Berlin um unser Visum abzuholen – das hat auch soweit alles geklappt - bis auf meine Rückfahrgelegenheit, die es aus irgendeinem unerklärlichen Grund nicht für nötig hielt zu kommen und ich dann ganz alleine in Berlin stand und nicht wusste, wie ich wieder nach Hause komme…aber nun gut, das ist eine andere Geschichte ;-) Die Hauptsache ist, dass ich jetzt das Visum habe und schon sehr bald in Richtung Südamerika unterwegs sein werde.