Montag, 31. Oktober 2011

Von einem Schlammvulkan, einen Rockstar, ein Fall für die Gesundheitsbehörde und Marihuana Geruch

Die Zeit rennt und ich kann nicht glauben, dass ich schon ganze zwei Monate hier bin! Nun wird es mal wieder Zeit, dass ich euch mitteile was ich die letzten Wochen erlebt habe.

Zu meiner Freude durfte ich eine Klospülung reparieren. Glücklicherweise sind die Toiletten nicht wirklich kompliziert gebaut J

Zurzeit haben wir Regenzeit. Vielen Menschen in Kolumbien geht es deshalb richtig dreckig. Überschwemmte Häuser, die Straßen gleichen Flüssen und teilweise gab es tagelang keinen Strom und kein fließend Wasser. Unsere Köchin lebt in einem sehr armen Stadtteil, ihre Wohnung stand bis zu den Knien unter Wasser und ein Fisch schwamm sogar in ihrem Zimmer herum! Wir sind vergleichsweise ganz gut davongekommen: 2 Tage lang kein Wasser, jedoch mit Unterbrechung, sodass ich das Glück hatte, morgens wieder duschen zu können (nach einem abendlichen Strandbesuch und einer Nacht in einem Bett voller Sand)! Kurz nach dem Wasserausfall hat sich dann der Strom verabschiedet. Mitten in der Nacht sind zwei Generatoren der Stromversorgung mit einem superlauten Knall explodiert. Aber anscheinend kommt das hier öfters vor, sodass das Problem am Nachmittag wieder behoben war. Im Moment funktioniert wieder alles! Den zwei Freiwilligen im Colegio ging es da um einiges schlechter: Die mussten mit Regenwasser abspülen und kochen!

Wir hatten Letzt einen Feiertag und diesen Tag habe ich genutzt die Umgebung besser kennenzulernen. Mit meiner Zimmerkollegin bin ich zu einem Schlammvulkan gefahren. Schon allein die Hinfahrt war ein kleines Abenteuer. Zuerst mit einem Taxi zum Terminal, von dort aus mit einem alten Bus (der kurz zuvor noch repariert wurde) in irgendein Dorf und dort haben wir uns dann Motos genommen und mit denen sind wir durch den Busch Kolumbiens gefahren auf vermatschten Straßen und unpassierbaren Wegen. Aber wir kamen tatsächlich an: Ein Vulkan oder besser gesagt ein Schlammbecken mit Menschen, die bis zur Unkenntlichkeit mit Matsch bedeckt waren. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen und bin auch hereinreingestiegen. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit! Es gibt keinen Boden und man kann sich kaum bewegen. Der Schlamm soll gut für die Haut sein, manche Menschen fahren dort extra hin um sich den Matsch in gebrauchten Plastikflaschen zu kaufen. Nach dem Matschabenteuer muss man den Vulkan wieder heruntersteigen (die Treppen sind wirklich sehr glitschig) und zu einem Fluss laufen. Das kostet Anstrengung und ich konnte gar nichts dagegen unternehmen als mich plötzlich eine Frau mit sich in den Fluss gezerrt hat und mich gewaschen hat! Die hatte mich noch nicht einmal gefragt, da steckte sie mir schon ihre Finger in die Ohren und zog mein Oberteil aus! Dass mir das unangenehm war, brauche ich glaub nicht zu sagen. Durch solche Grobheiten verdient sie ihr Geld, soll ihr gegönnt sein!

Dann waren wir vor ein paar Tagen in einem indischen Restaurant oder besser gesagt in einem Hinterhof, der wunderschön indisch geschmückt war, in dem wir aber die einzigen Gäste waren. Dort wollten wir einen Geburtstag feiern, doch die anderen ließen ca. 2 Stunden auf sich warten und so kam es, dass ich dringend eine Toilette benötigte. Also bin ich an die Theke und meinte auf Spanisch: „Tengo un pregunta…“ Ein Mann verbesserte mich: „Tengo una pregunta!“ (Ich habe eine Frage!) Er merkte sofort, dass ich keine Kolumbianerin war und fragte mich woher ich denn kommen würde. „Aus Deutschland!“ Er: „Dann können wir ja auch auf Deutsch reden!“ Es stellte sich heraus, dass er aus Aschaffenburg kommt (das liegt ca. 15 km von meinem Heimatort entfernt) und der Gitarrist von „People“ (ich kenne die Band ehrlich gesagt nicht) und ein Freund von den „Skorpions“ ist, mit denen er auch schon öfters auf Tour war! Momentan macht er in Cartagena Urlaub, wird aber bald mit einer bekannten kolumbianischen Band in Bogota touren. Er hat uns sogar seine selbstdesignte Gitarre gezeigt und uns einen Einblick in sein aufregendes  Leben gegeben. Wir haben ihm dann wiederum erklärt was „weltwärts“ ist und was wir hier machen. So ein bisschen selbst von sich überzeugt war der Mann ja schon, wenn er so nebenbei von seinen Erste-Klasse-Flügen erzählte. Ich musste währenddessen an das viele Essen denken, das ich mir von dem Geld kaufen würde. Später hab ich ihn dann mal gegoogelt -vielleicht hat er ein bisschen übertrieben- aber im Großen und Ganzen hat das gestimmt was er uns erzählt hat. Wann trifft man schon mal ganz zufällig so jemanden in einem indischem Restaurant in Kolumbien?

Was ich so gut wie jeden zweiten Morgen beim Putzen beobachte und bei uns in Deutschland ein Fall für die Gesundheitsbehörde wäre: Da läuft ein Mann durch unsere Straße mit einer großen Metallschüssel auf dem Kopf, in der roher Fisch gestapelt ist (da frage ich mich schon mal wie er das überhaupt tragen kann) und schreit: „Pescado!“ (Fisch), damit auch jeder weiß, dass er Fische anbietet. Ab und zu hat er Glück und unsere Nachbarin kommt heraus und kauft doch tatsächlich einen von diesen Fischen, die schon den ganzen Morgen roh in der heißen Sonne schmorren. Dann nimmt er ein Stück Zeitung oder Pappe, breitet dies auf dem dreckig verstaubten Bürgersteig aus und schneidet dort seinen Fisch zurecht. Manchmal fährt währenddessen noch ein Bus oder ein Auto vorbei, sodass noch mehr Staub aufgewirbelt wird. Meiner Nachbarin wünsche ich: Guten Appetit! Aber ich hoffe, dass sie es ihren Hunden zu essen gibt, die bellen nämlich so gut wie jede Nacht. Da gab es schon mächtig Ärger. Vor allem meine Zimmernachbarin kann bei dem Hundegebell nicht schlafen. Es kam sogar schon so weit, dass sie Mitten in der Nacht unsere Nachbarin zweimal aus dem Bett geklingelt hat. Die fand das gar nicht lustig und hat dann wiederum meine Leiterin aus dem Bett geklingelt um ihr zu sagen, dass sie aus dem Bett geklingelt wurde! Da noch eine andere Frau mit meiner Leiterin im Zimmer schläft, ist sie natürlich auch aufgewacht. Ich dagegen habe das Ganze nur  im Halbschlaf mitbekommen. Aber das ist bei uns momentan wirklich ein großes Problem. Wir haben uns schon die kuriosesten Geschichten ausgedacht, wie man die Hunde ruhig stellen könnte. Zum Beispiel haben wir auf der anderen Seite eine Autowerkstatt angrenzend. Vor einigen Tagen kam aus der Richtung Marihuana Geruch zu uns herübergezogen. (Ich persönlich habe es noch nicht einmal gerochen, da ich nicht weiß wie so etwas riecht.) Als wir dann geschaut haben, saß dort aber nur der Security Mann. Wir hoffen inständig, dass er es nicht ist dem dieser Geruch zuzuschreiben ist, denn er bewacht ja sozusagen die Autowerkstatt und wenn er nicht mehr dazu im Stande ist, dann könnten irgendwelche bösen Menschen über das Dach zu uns herüber klettern. Aber ich kann mir das nicht vorstellen, dass er so etwas machen würde. Das kam sicherlich von dem dahinterliegendem Viertel, dort sollten die Hunde ab und zu mal hingeschickt werden!

Dann habe ich noch eine interessante Begegnung mit einer dicken Kakerlake in unserer Küche gemacht. Ich wollte gerade ins Bett gehen und da saß sie auf der Küchenplatte. Ich habe erst einmal herumgeschrien -an den Anblick habe ich mich noch nicht gewöhnt- und dann versucht sie mit einem Besen herunterzukehren, damit ich sie anschließend tot hauen kann. Aber sie hat sich unter dem Mixer versteckt und dann ist sie in der Wand verschwunden! Diese Viecher sind aber auch schnell. Ich hoffe, dass wir in dem Loch in der Wand kein Kakerlaken Nest haben!

Und zu guter Letzt noch etwas zu meinem Fuß: Ich war mit meiner Mentorin, die mir auf Deutsch übersetzt hat, noch einmal bei der Ärztin und diese meinte, dass diese „Kugel“ in meinem Fuß wohl mehr aus Knochen als aus Calcium besteht. Diesen Knochensplitter habe ich aber anscheinend schon länger und der wurde nur zufällig beim Röntgen entdeckt. Der Sturz und der Splitter sind also zwei unterschiedliche Dinge. Und da die Schwellung (vom Sturz) abgeheilt ist und ich nur noch den Splitter habe, ist es in nächster Zeit (also in Kolumbien) nicht nötig zu operieren (es seitdem es würde sich plötzlich verschlechtern). Ich kann ganz normal gehen und wenn ich springen und rennen vermeide, wird wohl alles gut gehen! Für mich steht diese Sache auch nicht mehr im Vordergrund und ich denke auch kaum mehr daran. Mir geht’s gut und wer weiß was ich aus dieser Sache alles lerne!?

Samstag, 15. Oktober 2011

Vom Putzdienst, einem Kinobesuch & meiner Diagnose

Jeden Monat tauschen wir unseren Putzdienst. Im Oktober bin ich für den Vorhof zuständig. Dort steht ein wunderschön gelb blühender Baum und wenn ich Glück habe -was in letzter Zeit ziemlich oft vorkommt- dann sehe ich Kolibris, die ihre morgendlichen Runden drehen. Diese kleinen flatternden Vögel sind wunderschön und sind ab sofort meine neuen Lieblingsvögel! Wenn ich jeden Morgen halb verschlafen in der knallenden Sonne meinen Besen schwinge, kommt ab und zu die Nachbarin heraus und hält ein Schwätzchen mit mir- auch wenn ich nur die Hälfte davon verstehe. Heute lief sie vorbei und grüßte mich mit: „Buenos dias, mi amor!“ („Guten Tag, meine Liebe!“). Dann kam eine Frau, die ich noch nie gesehen habe und sprach mich sogar mit Namen an. Keine Ahnung woher sie den kannte! Mit meinem Namen ist das hier sowieso ein Ding für sich. Da das J als H ausgesprochen wird, heiße ich Hulia. Aber wenn man das jemanden sagt, dann fangen die an zu kichern. Ich glaube der Name ist etwas veraltet, wie bei uns Gudrun oder Hiltraud (nichts gegen eure Namen!).  Also stelle ich mich inzwischen als Chulia vor!
Am letzten Sonntag hatte Anka Geburtstag. Sie ist auch eine Freiwillige aus Deutschland und arbeitet in einer Schule. Wir haben sie überrascht mit leckerem Essen und es gab ganz spontan einen Kinobesuch im Caribe Plaza, einem großen Einkaufszentrum in der Nähe. Wir sind auf gut Glück in den erstbesten Film hineingegangen: „Real Steel“. Ein Film mit Hugh Jackman, in dem Roboter gegeneinander kämpfen. Genau das Richtige für einen Mädelsnachmittag! Aber zu meiner Überraschung war der Film recht gut.  Und was ich noch erwähnen muss: Umgerechnet hat der Film weniger als 4 Euro gekostet! Die Sitze waren bequem, es war sauber und es gab eine Klimaanlage. Jedoch haben sie es damit heftig übertrieben. Ich habe in Kolumbien noch nie so gefroren wie in diesem Kino. Das nächste Mal werde ich mir einen Pulli mitnehmen!
Letzt war ich bei der Tienda um die Ecke. Von dort aus kann man auf andere Handys anrufen. Also habe ich dem Mann mein Handy gegeben, damit er die Nummer abtippen kann. Und ich habe mich noch gewundert, warum er auf meinem Handy herumtippt! Als er es mir wiedergegeben hat, war er tatsächlich so dreist und hat meine Nachrichten geöffnet und sie gelesen! Der Mann hat noch nicht einmal versucht sein Tun zu vertuschen, sondern hat mir das Handy mit der geöffneten Nachricht wieder zurückgegeben! Das fand ich ziemlich unverschämt! Ich glaube von „Briefgeheimnis“ haben sie hier noch nicht so viel gehört. Aber ich habe was daraus gelernt: Zettel mit Nummern mitnehmen oder die Nummer eben selbst eintippen.
Nach vier Arztbesuchen bei drei verschiedenen Ärzten, einen Ultraschall und nachdem ich geröntgt wurde, steht endlich (nach drei Wochen) fest was mit meinem Fuß los ist. Die gute Nachricht: Nicht wie zuerst vermutet ein angebrochener Knochen und auch kein Bänderriss! Sondern, und jetzt kommt die schlechte Nachricht: ein Stück Calcium hat sich von meinem Knochen gelöst - mit Bindegewebe kommt es auf die Größe einer Murmel- und als ich gefallen bin, hat sich diese Verkalkung zwischen meinen Knochen und meinen Bändern geschoben! Immer wenn ich laufe, drückt das jetzt gegen mein Bein und tut mal mehr, mal weniger weh. Mir wurde deshalb empfohlen mich operieren zu lassen. Obwohl es wirklich sehr gute Ärzte gibt und viele Menschen hierher in den Urlaub fahren um sich unters Messer legen zu lassen, werde ich wohl noch ein ganzes Jahr damit warten müssen und mich erst in Deutschland operieren lassen. Der Hauptgrund ist, dass die „Nachsorge“, wie eine Physiotherapie in Cartagena sehr beschränkt ist. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich nun weiß was ich habe- auch wenn das für mich erst einmal ein Schock war- und ich hoffe, dass es nicht schlimmer wird. Solange versuche ich es so gut wie es geht es zu ignorieren. Gestern bin ich dem Jungen begegnet, dem ich das zu verdanken habe. Aber ich bin wirklich nicht sauer auf ihn. Solche Dinge passieren -warum auch immer-, aber das ist noch lange kein Grund nachtragend zu sein. Ich glaube, dass Kolumbianer sehr schuldbewusste Menschen sind. Als er vor mir stand und erfahren hat was Sache ist, hat er mich tausend Mal um Verzeihung gebeten und er hat sogar angefangen zu weinen! Ich wusste gar nicht, wie ich darauf reagieren sollte. So etwas ist mir noch nie passiert, dass ein junger Mann -Mitte Zwanzig- vor mir steht und wegen mir weint! Ich habe ihn dann in den Arm genommen und versucht ihm klarzumachen, dass es in Ordnung ist! Ich hoffe, dass er es verstanden hat…sein Englisch ist so gut wie mein Spanisch.  
So wie es aussieht werde ich demnächst zwei Studenten Deutschunterricht geben (einmal pro Woche). Sie haben vor nach Deutschland zu gehen und ich bin schon sehr gespannt, wie ich mich als „Lehrerin“ anstelle. Vor allem ist Deutsch auch keine Sprache, die man mal so einfach lernt! Unabhängig davon werde ich Spanischunterricht bekommen von einer anderen jungen Frau, die deutsch studiert hat. Ich finde es echt schön, dass man sich hier gegenseitig hilft, natürlich kostenlos. Alles läuft über Beziehungen und Kontakte und langsam verstehe ich auch warum die Menschen so viel und gerne reden! Diese Beziehungen müssen ja gepflegt werden. Das mit den kostenlosen Dingen gilt nicht nur bei Leuten, die man persönlich kennt, sondern auch für Bekannte von Bekannten. So zum Beispiel bei zwei der drei Ärzte. Obwohl das Wartezimmer restlos überfüllt war, durfte ich ohne Wartezeit ins Behandlungszimmer durchgehen und musste noch nicht einmal etwas fürs Röntgen bezahlen! Als Ausländer habe ich eben einen speziellen „Status“, auch wenn mir das nicht immer ganz recht ist. Wenn ich Kolumbianer wäre, wäre ich auf jeden Fall sauer, wenn da so ne Deutsche ins Wartezimmer hereinspazieren würde und sich einfach vor mich drängeln würde! Aber andere Kultur, andere Sitten! Mir gefällt´s!

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Vom Arztbesuch, salzigem Popcorn und einem wunderschönen Abend am Strand

Gestern war ich endlich bei einer Ärztin, die sich meinen Fuß richtig angeschaut hat. Glücklicherweise ist sie eine Freundin von unserer Station, so kam ich sofort dran und musste auch nichts bezahlen. Sie hat herausgefunden, dass einige meiner Bänder gerissen sind und deshalb hat sie mich zum Ultraschall weiterempfohlen. Die Frau hat meinen Fuß hin- und her gebogen und gefragt, ob mir das wehtun würde. An einer Stelle tat es verdammt weh. Ich habe das Gefühl, dass durch sie noch ein paar Bänder mehr gerissen sind! In einer Ecke ihres Zimmers habe ich dann eine Waage entdeckt, von der ich gleich Gebrauch gemacht habe (dort wo ich wohne, haben wir so etwas nicht). Und wenn man ihrer Waage Glauben schenken mag- was ich aber nicht tue- habe ich in einem Monat 2,5 kg abgenommen! Bei dem fettigen Essen kann ich mir das aber wirklich nicht vorstellen. Vielleicht liegt es an der nichtvorhandenen Schokolade, die ich vermisse. Also wenn ihr mir mal eine Freude machen wollt, wisst ihr jetzt Bescheid!

Nach dem Arztbesuch gab es einen DVD Abend bei JUCUM. Leider habe ich von dem Film nicht allzu viel verstanden, weil er auf Spanisch war. Aber die Atmosphäre hat mir gefallen. Wir saßen draußen unter dem Sternenhimmel- von den Moskitos mal abgesehen- und es gab Popcorn zu essen. Allerdings essen die hier salziges Popcorn. Ich habe darüber nachgedacht warum und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sie damit ihren „Salzhaushalt“ ausgleichen- bei dem Wetter und dem Schweiß kann ich das auch nachvollziehen. Ich habe mich mittlerweile auch daran gewöhnt bei jeder Begrüßung eine klebrige verschwitzte Backe an meiner Wange kleben zu haben. Was tut man nicht alles um dazuzugehören?

Ich habe auch erfreuliche Nachrichten: eine neue Arbeit, die ich zusätzlich zur Dekoration machen darf. Im Refugio wird Hausaufgabenhilfe angeboten und danach spiele ich jetzt ab sofort mit den Kindern ein Spiel. Das fällt mir noch etwas schwer, weil ich die Sprache noch nicht beherrsche, aber für mich ist es eine gute Abwechslung von dem bunten Bastelalltag. Wobei ich gemerkt habe, dass alles auf den Blickwinkel ankommt. Ich hätte nämlich keine Lust jeden Morgen und jeden Nachmittag Kindern, die keine Erziehung genossen haben, nur Quatsch im Kopf haben, sich schlagen, wegrennen oder herumschreien, Nachhilfeunterricht zu geben und das bei der Hitze! Wenn man es so sieht macht mir das Basteln mittlerweile sogar richtig Spaß und ich habe für dieses Trimester, das noch 6 Wochen lang geht, bereits vorgebastelt. Ich habe auch eine andere Einstellung dazu bekommen, dass ich alleine in einem Projekt bin. Ich lerne somit viel mehr Leute kennen, mit denen ich abends weggehen kann und die sich in Cartagena auskennen. So bin ich Letzt ganz spontan mit zwei Freunden ans Meer gegangen. Dieser Abend wurde zu einen meiner schönsten Abende überhaupt. Wir hatten den Strand für uns alleine. Im Hintergrund waren unzählige Hotels, deren tausend Lichter sich im Wasser gespiegelt haben. Umgeben von Palmen und Mondschein haben wir zu Salsa Musik getanzt, die aus irgendwelchen Lautsprecher tönte. Da wir keine Badeklamotten dabei hatten, sind wir eben mit Kleidung im warmen, klaren Wasser schwimmen gegangen. Wenn es dunkel ist, dann hat man das Gefühl vom Meer verschluckt zu werden, weil es endlos weit ist und einen wie eine schwarze Wand umgibt. Nach dem Planschen gab es dann noch eine schöne matschige Schlammschlacht. Ich hatte noch Stunden später Sand im Ohr! Ich bin dann mit einem Moto nach Hause gefahren. Leider sind die zu mir in letzter Zeit ziemlich aufdringlich und fragen Sachen, die sie nichts angehen. Das habe ich dann meinen zwei Freunden erzählt, die mir dann ein Moto besorgt haben. Was sie genau zu dem Mototyp gesagt haben, habe ich nicht verstanden, aber er hat während der Fahrt nicht mit mir geredet und nach der Fahrt hat er mich inständig darum gebeten meine Kumpels nicht anzurufen, weil er ja gut zu mir war und mich nicht belästigt hat! Der Mann hat mir fast schon ein bisschen leidgetan, der hatte richtig Angst. Ich habe mich später erkundigt was sie mit dem Mototyp gemacht haben: Name und Kennzeichen aufgeschrieben! Das sollten sie öfters machen.