Heute habe ich meine Stiche gezählt und ich komme auf ganze 50 Stück! Wenn das so weitergeht, dann habe ich in 4 Wochen 200 davon, vorausgesetzt sie würden nicht wieder abheilen- was sie aber glücklicherweise doch tun. Meine Zimmerkollegin meinte, dass jetzt die Regenzeit anfängt und bis Dezember andauert. Deshalb habe ich den Kampf gegen die Moskitos begonnen und mir ein Netz übers Bett gehängt- was diese Nacht aber nicht viel gebracht hat, denn irgendwie ist trotzdem so ein Viech zu mir hereingekommen. Die sind schlauer als ich dachte!
Dass die Regenzeit anfängt haben wir heute zu spüren bekommen. Wir waren beim Spanischunterricht und plötzlich fing es heftig an zu donnern, zu blitzen und zu regnen. Da das mit der Kanalisation nicht so läuft wie in Deutschland, staut sich das Wasser auf den Straßen. Diese werden zu Flüssen und man hat kaum eine Chance gegen die Fontäne, die einen nassspritzt, wenn ein Auto vorbeifährt- und es fahren ganz schön viele Autos vorbei! Ich bin also die überschwemmten Gehwege entlang gesprungen mit meinen Halbschuhen -die jetzt durchnässt sind- und bin zufällig auf drei Jungs gestoßen, die ich kenne und die waren so nett und haben mich begleitet. Einer hat mich sogar über eine überschwemmte Straße getragen. Ich mein, wann wird man schon mal über die Straße getragen? Vielleicht hat der Regen ja doch was Gutes an sich.
Gestern habe ich mir einen Ventilator für meinen Laptop gekauft, da mein Akku wegen der Hitze heiß läuft. Ein Kumpel hat mich begleitet und er meinte, dass er danach zu einem Treffen gehe und ich mitkommen könne. Ich dachte dies sei ein Treffen von JUCUM, aber der Bus hat dann irgendwo im Getümmel bei einem Basketballplatz gehalten auf dem provisorisch Plastikstühle aufgestellt waren. Es war bereits stockdunkel, ich hatte keine Ahnung wo wir waren, hielt einem Laptopventilator in der Hand und sämtliche Menschen starrten mich an, weil ich die einzige Weiße war. Als ich dann die vielen Plakate von einem gewissen CHEPE gesehen habe, wurde mir klar, dass wir auf einer politischen Veranstaltung gelandet waren. Momentan ist Wahlkampf in Cartagena, für was genau kandidiert wird, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall ertönte aus mehreren Lautsprechern eine unheimlich laute Musik –die Wahlkampfmusik von CHEPE-, die einen mit singender Stimme aufrief die Nr. 51 zu wählen. Warum haben unsere Politiker eigentlich keine Wahlkampflieder? CHEPE stand dann höchstpersönlich vor einem der Lautsprecher- ich weiß auch nicht wie er das ausgehalten hat- und hat eine kurze Rede gehalten, die ich allerdings nicht verstanden habe. Danach gab es dann 4 Kekse für jeden und etwas zu trinken. Ich fand die ganze Situation und wie das aufgezogen wurde sehr unterhaltsam. Mein Kumpel kennt jetzt ein neues Wort: „Bestechung!“, aber ich glaube die machen das alle hier. Für CHEPE hoffe ich, dass er gewählt wird, dann kann ich wenigstens sagen, dass ich schon eine bekannte Person in Cartagena getroffen habe!
Ich möchte euch auch gerne etwas über die „Llamada(Anruf-)“ Stände erzählen. An so gut wie jeder Ecke und in jeder Tienda (Kiosk) bieten Menschen ihre Handys zum Telefonieren an. Wenn man sich hier nämlich Guthaben auf das Handy lädt, hält das nur 3 Tage lang und verfällt danach. Deshalb macht das niemand. Ich finde die Idee ganz gut, verstehe aber nicht warum das Guthaben so schnell verfällt.
Wenn man von A nach B will, hat man verschiedene Möglichkeiten dort hinzukommen. Es fahren verschiedene Busse, Taxis, Motos und Colectivos. Es gibt aber keine Haltestellen. Man braucht sich einfach nur an die Straße zu stellen und zu warten. Vor Allem die Busse sind so schnell unterwegs, dass sie jedes Mal eine Vollbremsung hinlegen um dich mitzunehmen. Die Motos sind eine Mischung aus Mofa, Moped und Motorrad. Da muss man aufpassen, dass man sich nicht an dem heißen Auspuff an der Seite verbrennt. Eingefleischte Kolumbianer haben am rechten Bein eine Brandnarbe. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt. Wenn man Glück hat, bekommt man einen Helm mit Gurt und Windschutz angeboten und wenn man Pech hat, dann fällt dir der Helm während des Fahrens vom Kopf. Das ist mir glücklicherweise noch nicht passiert- aber ich bin ja auch erst seit knapp 3 Wochen hier. Selbst die Motofahrer ziehen ihre Helme nicht richtig auf. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Entweder haben sie noch eine Kappe drunter oder ziehen den Helm wie eine Kappe auf, also so dass das Gesicht komplett frei ist. Das ist eine Kunst für sich.
Du erlebst so viel und das ist wirklich sehr sehr sehr interessant zu lesen!
AntwortenLöschenDu fehlst mir, Julia.
Ich schick dir ein paar Moskitofreie Gedanken aus dem düster und kalten Deutschland.
Die Lari die an dich denk.
♥