Die Wochen vergehen wie im Fluge und nun rückt die Abreise
immer näher…unglaublich. Ich genieße die letzten Wochen soweit es mir möglich
ist und so war ich vor gut zwei Wochen ein letztes Mal im Kurzurlaub mit Anka
und Larissa. Wir waren (fast) am nördlichsten Punkt von Kolumbien, nahe an der
Grenze zu Venezuela. Dort haben wir uns eine zweitägige Touristentour in einem
Jeep gegönnt. Unsere Tour fing in Riohacha an und führte uns mitten in die
Wüste in das Örtchen „Cabo de la Vela“. Zuerst besuchten wir jedoch die Stadt Manaure.
Dort ist die Salzkonzentration des Meeres sehr hoch und deshalb wird dort Salz
abgebaut. Es gibt riesige Salzfelder, wo das Salz getrocknet wird und in
verschiedenen Verfahren verarbeitet wird. Dort habe ich einen großen, toten und
durch das Salz konservierten Seestern gefunden, den ich aber aufgrund seines
üblen Gestankes wegwerfen musste. Nachdem wir durch Kakteenwälder gefahren
sind, gelangten wir in die Weite der Wüste. Es war unglaublich und
faszinierend, weil es dort nur harten Sand gibt und ein paar ausgetrocknete
Bodengewächse. Hier und da liefen Ziegen herum und in der Ferne sahen wir einen
riesigen See. Einer unserer Mitreisenden fragte, wie wir denn den riesigen See
umfahren wollen. Die Antwort des Fahrers war, dass es überhaupt keinen See
gäbe, sondern es nur eine Fata Morgana sei. Ich fragte mich, wie das sein könne,
denn der See sah so real aus, wir alle sahen ihn und das nicht nur für einige
Sekunden, sondern mindestens eine halbe Stunde lang und das Gestrüpp spiegelten
sich darin. Wie das auch immer funktioniert, diese Luftspiegelung erscheint so
real, dass ich nun verstehen kann, dass Menschen in der Wüste tatsächlich
tagelang wandern um an Wasser zu gelangen, das aber gar nicht existiert. In den
kleinen Örtchen gibt es kein Süßwasser, das Wasser dort ist sehr kostbar und
muss mit Autos dorthin transportiert werden. So mussten wir uns zum Duschen Wassereimer
kaufen und uns dies mit Schalen überschütten. Die Nacht über haben wir in offenen
Palmen-Kakteenhütten verbracht. Dort verwenden sie das Kakteeninnere um Hütten
zu bauen. Das sieht aus wie Holz und ist auch nach dem Trocknen genauso hart,
ist aber eben Kaktus. Und in so einer Hütte, ca. 20 Meter von Meer entfernt,
haben wir in Hängematten geschlafen unter einem wundervoll klaren Sternenhimmel,
wo ich sogar zwei Sternschnuppen gesehen habe. Von „Cabo de la Vela“ aus haben
wir Tagestouren an verschiedene Strände und Berge gemacht und natürlich haben
wir uns die einheimischen Spezialitäten wie Ziege und Krabbenreis nicht entgehen
lassen. Diesen Kurzurlaub werde ich so schnell nicht vergessen, genauso wenig
wie die Landschaft und die Menschen, die mit sehr wenig auskommen. Eine kleine Anekdote:
Als wir tanken waren, hielt der Jeep an einer Straße an. Dort saßen
einheimische Frauen mit Tankkanistern und Plastikflaschen, die mit Petroleum
gefüllt waren. Um dies in unseren Tank zu füllen, hielt die Frau ein Ende des
Schlauches in den Kanister und saugte mit ihrem Mund am anderen Ende den
Schlauch an. Fand ich eine sehr interessante, jedoch ungesunde Methode ein Auto
zu betanken. J
Dann musste ich vor kurzem miterleben, wie eine kleine
Schildkröte ihr trauriges Ende fand. Ich war bei einer Familie zum Essen
eingeladen, wartete im Hof und schaute dem Hund beim Spielen zu. Als ich dann
jedoch sah, dass er mit einer kleinen Schildkröte spielte, schrie ich etwas
panisch: „Der Hund isst die Schildkröte.“ „Nein, nein, der spielt nur!“, kam
die typische Antwort eines jeden Hundebesitzers zurück. „Schau doch mal hin,
der hat schon ein Stück abgebissen!“ Erst dann wurde mir geglaubt. Es gab ein
großes Geschrei und die halbe Familie kam zusammen und es gab eine laute
kolumbianische Konversation, warum denn der Hund nicht eingesperrt sei usw. Der
kleinen armen Schildkröte fehlte der halbe Panzer, jedoch hatte sie sich soweit
zurückgezogen, dass sie noch ihren Kopf besaß und aufgrund dieser Tatsache,
meinte die Mutter, dass sie das überleben würde. Ich teilte diese Ansicht zwar nicht,
aber was hätte ich tun sollen. Ca. 2 Stunden später schauten wir erneut nach
der Schildkröte, über die sich die Ameisen bereits hermachten. Das war ein
schrecklicher Anblick. Man muss nicht unbedingt gesehen haben, wie eine angebissene
Schildkröte von innen aussieht. Ich meinte, dass das Tier doch nur leiden würde.
Und so überlegten wir uns wie man am besten eine Schildkröte tötet. Letztendlich
wurde sie mit einem Holzklotz erschlagen. Durch diese ganze Aktion war mir das Essen
vergangen und irgendwie erinnerte mich der penetrante Geruch des Tieres an das diesjährige
Osteressen, das wie ihr vielleicht schon wisst, eine Schildkröte war.