Donnerstag, 6. September 2012

Mein letzter Blogeintrag

Auch eine weite Reise neigt sich einmal dem Ende zu und so muss ich euch mit einem lachendem und einem weinendem Auge mitteilen, dass ich vor knapp 2 Wochen in meinem schönen zuhause in Deutschland angekommen bin und mich seitdem versuche wieder einzuleben. Geschichten über Mangos, Kokosnüssen, Schildkröten, die Wüste und kuriose Spezialitäten werden wohl jetzt eher zur Ausnahme gehören und es wäre ja langweilig über meinen deutschen Alltag zu berichten. So will ich es hierbei belassen und somit wird  dies wohl mein letzter Blogeintrag werden! (Ja ich finde es auch sehr traurig…)
Ich möchte mich ganz herzlich bei EUCH bedanken. Ohne euch wäre dieser Blog  nicht zustande gekommen! Danke, dass ihr mich durch dieses besondere Jahr begleitet habt  und an meinen Erlebnissen Teil hattet. Was mich sehr erstaunte, war das rege Interesse meiner Leserschaft: über 4100 Besucher waren während des Jahres auf meiner Seite J (so viele Leute kenne ich gar nicht…hehe) Um an Ende noch einen Draufzusetzen, gibt es hier noch meinen Abschlussbericht:
 
Abschlussbericht von Julia

September 2011 – August 2012

Mit weltwärts in Kolumbien

Dieser Bericht ist eine kurze Zusammenfassung über meine Zeit in dem Projekt „El Refugio“ (dt. die Zuflucht), das sich in Cartagena, einer an der Karibikküste gelegenen Großstadt im Norden Kolumbiens befindet. Ich erzähle von meiner Arbeit in dem Projekt und meinen Erlebnissen mit Land und Leuten. Ich hoffe, dass sich dadurch Interessierte einen Eindruck verschaffen können, was ich in diesem Jahr erlebt habe.

Projektbeschreibung "El Refugio"

Das Projekt „El Refugio“ (dt. Die Zuflucht) ist Teil der Dachorganisation „Jugend mit einer Mission“ und befindet sich in Cartagena. Das Haus selber steht in Torices, einem in Zentrumnähe gelegen Stadtteil, gearbeitet wird aber mit den Einwohnern von Loma Fresca, einem der ärmsten Stadtteile in Cartagena. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Arbeit mit Kindern im Alter von ungefähr neun bis dreizehn Jahren. Es gibt aber auch eine wöchentliche Jugendgruppe für Jugendliche ab 14 Jahren. Insgesamt kommen wöchentlich bis zu neunzig Kinder in unser Projekt, die meisten davon besuchen das Kinderprogramm, das jeden Freitag stattfindet, die Älteren die Jugendgruppe. Dort werden den Kindern moralische Werte vermittelt, Spiel und Spaß geboten und eine warme Mahlzeit serviert.

Ein wichtiger Bestandteil des Refugios sind die von montags bis mittwochs stattfindenden Kleingruppen. Dort werden um die 15 Kinder mit Schwierigkeiten in der Schule von einer Lehrerein unterrichtet. Außerdem gibt es eine Bibliothek, in die die Kinder kommen können, um ihre Hausaufgaben zu erledigen, selbstständig zu lernen oder einfach nur in den Büchern zu stöbern.

Neben der Arbeit mit den Kindern gibt es auch Angebote für die Eltern. Alle 14 Tage gibt es einen Elternabend, zu dem alle Eltern, deren Kinder das Refugio besuchen eingeladen sind. Grundlegend sind diese Elternabende darauf ausgerichtet, die Eltern in der Erziehung ihrer Kinder zu unterrichten.

Zusätzlich zu diesen festen Bestandteilen gibt es auch immer wieder aus der Reihe fallende Aktivitäten, wie beispielsweise Müllsäuberungsaktionen im Stadtviertel, Familientage, Gesundheitstage, an dem die Menschen kostenlosen Zugang zu medizinischer Versorgung bekommen, Läuseentfernungstage, Kindersaubermachtage, an denen den Kindern Hände, Füße und das Gesicht gewaschen werden, Ausflüge und ein besonderes Ferienprogramm, wie die „Kreativen Ferien“, in denen die Kinder an Mal-, Theater-, Tanzkursen usw. teilnehmen können.

Zudem werden zweimal in der Woche Familienbesuche unternommen, um sicherzustellen, dass es den Familien der Kinder gut geht, etwaige Mängel festzustellen und ggf. Lösungen zu suchen. Ziel dabei ist es, jede Familie mindestens viermal jährlich zu besuchen.

Außerdem versucht das Projekt bei individuellen, meist finanziellen Problemen zu helfen, wenn zum Beispiel einer Familie das Geld für die Schuluniform fehlt, Reparaturen am Haus anfallen oder in finanziell sehr schwachen Familien Geld benötigt wird, um Lebensmittel zu kaufen.


Meine Arbeit im „Refugio“

Von Anfang an wurden mir drei Aufgabenbereiche zugeteilt, für die ich bis zum Ende meines Dienstes zuständig war.

1. Gastfreundschaft: Wenn wir Gäste hatten, die über Nacht blieben, habe ich das Gästezimmer hergerichtet. Konkret bedeutete dies: kehren, putzen, Staub wischen, eine Matratze bereitlegen, diese mit frischer Bettwäsche beziehen und das Zimmer schön und ordentlich herrichten. Und wenn unsere Besucher wieder gingen, dann musste alles wieder abgezogen, gewaschen und geputzt werden.

2. Lagerraum: In diesem Raum werden sämtliche Materialien aufbewahrt, wie Verkleidung, Anziehsachen, Arbeitsgeräte, Spiele, Geschenke und vor allem Dinge, die freitags für das Kinderprogramm benötigt werden. Diesen Raum sollte ich sauber und ordentlich halten, wöchentlich aufräumen, kehren, putzen und Staub wischen.

3. Dekoration:  Meine Hauptaufgabe – hier wird besonders viel Wert in meinem Projekt gelegt –ist die Dekoration, die jeden Freitag für das Kinderprogramm benötigt wird. Dazu gehören: Deckendekoration, Notizenboard mit Geburtstagen, Witzen und wöchentlichem Thema, Wanddekoration und große Überschriften. Das alles wird passend zum Thema des jeweiligen Kinderprogrammes gestaltet. Es gibt sogenannte Trimester, diese beinhalten Themenreihen, die 13 Wochen andauern und meist in zwei Unterthemen aufgegliedert sind. Das bedeutet alle 3 Monate wird die Dekoration komplett gewechselt und jeden Donnerstag wechselte ich die Deckendekoration, die Witze und Wochenthemen am Notizboard, die Wanddekoration und Überschriften. Zudem hing ich neue Luftballons auf (bis zu 32 Stück). Wenn sonstige Dekoration anfiel, wie z.B. ein Plakat für die Bibliothek oder eine Anwesenheitsliste, dann fiel dies auch in meinen Aufgabenbereich.

Meine Aufgabenbereiche haben sich jedoch im Laufe des Jahres mit meinen Spanisch-
sprachkenntnissen erweitert. So durfte ich bei den Kleingruppen mithelfen, Spiele mit den Kindern durchführen, Punkte des Kinderprogrammes übernehmen, in der Bibliothek und bei den Eltern-abenden mithelfen und einmal die Woche die Kinder im Armenviertel besuchen gehen.

Da das Projekt nur wenige feste Mitarbeiter hat und die Leiter während meines Aufenthaltes sich eine Auszeit gegönnt haben, habe ich mich zu keinem Zeitpunkt überflüssig gefühlt. Im Gegenteil es gab immer genug Arbeit und so konnte ich mich als Bestandteil des Teams identifizieren. Auch wenn der Anfang nicht leicht war, habe ich gelernt meine eigenen Interessen zurückzustellen und das zu machen, was von mir verlangt wurde. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich meine kreative Seite entdeckt habe und ich meine Ideen einbringen konnte. Jedoch kann ich mein Projekt auch verstehen, denn was sollen sie auch mit jemandem anfangen, der die Sprache nicht beherrscht. So waren sie mehr oder weniger gezwungen mir eine Arbeit zuzuteilen, wofür kein Spanisch benötigt wird. Was lernen wir daraus: Es ist immer besser die die Sprache des Landes vorher zu lernen!

Land und Leute 
Ich hatte das Glück und die Möglichkeit in meinen freien Wochen mit anderen Freiwilligen das Land zu bereisen. Und ich war erstaunt wie vielfältig nicht nur die Natur ist, sondern auch die Menschen sind. Kolumbien ist ein Land der Gegensätze. Es gibt verschiedene Klimazonen und so ist von Wüste bis Schnee alles aufzufinden.  Obwohl ich nur einen kleinen Teil bisher gesehen habe, war ich noch nie zuvor so fasziniert von der Schönheit der Natur. Schon allein deshalb lohnt es sich Kolumbien einmal gesehen zu haben. Jedoch auch wegen der Menschen, von denen man durchaus einiges lernen kann. Dort an der Küste, wo ich ein Jahr verbracht habe, ist es heiß und es hat eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit durch das Meer. Durch dieses Klima sind die Menschen anders wie die in Deutschland. Ich versuche das einmal zu erklären: Da es warm ist, sind die Türen der Häuser nur mit einem Gitter verriegelt oder die Türen stehen einfach ganz offen. Zudem sind die Häuser direkt aneinander gebaut. Dadurch bekommt man von dem Leben der Nachbarn mehr mit als es einem lieb ist. Privatsphäre ist fast schon ein Fremdwort und es ist normal, dass man sich gegenseitig unangemeldet besuchen kommt. Für die Mehrheit der Kolumbianer haben Beziehungen einen höheren Stellenwert als Arbeit. Da Kolumbianer fast mit jedem ein Schwätzchen halten, gerät oft die Zeit in Vergessenheit und sie kommen grundsätzlich zu spät. Außerdem wird in Gruppen gedacht und weniger als Individuum. Wenn sich einer etwas zu essen kauft, erwarten die anderen, dass man es großzügig teilt. So ist es unüblich in Restaurants getrennte Rechnungen zu verlangen und auch bei Taxifahrten zahlt oft einer den vollen Preis und das Geld wird nicht aufgeteilt. Dies kann anfangs einem ungewöhnlich und ungerecht vorkommen. Doch mit der Zeit bezahlt jeder einmal und ich glaube es gleicht sich dann aus.
Sonst kann ich noch sagen: Es ist laut. So gut wie jeder, besitzt eine oder mehrere große Musikboxen, selbst im Armenviertel. Da kann das Haus noch so schäbig aussehen, Hauptsache man besitzt solch eine Musikanlage! Die Menschen sind offen, temperamentvoll, gesprächsfreudig, reden jedoch indirekt.

Die Besuche im Armenviertel machten mich einerseits betroffen, andererseits  brachten sie mir Freude. Ich konnte sehen, wie die Kinder, die unser Projekt besuchen, leben und verstehen warum sie so sind, wie sie sind. Obwohl dort Armut herrscht, ist die Atmosphäre fröhlich und keineswegs gedrückt. Ich glaube durchaus, dass die Kinder wissen, dass sie nicht alles haben was andere Kinder in ihrem Alter haben, doch sie kennen es nicht anders und so ist es für sie normal. Die Besuche haben mich gelehrt das zu schätzen was ich habe. Und ich glaube wir können sehr viel von den Kolumbianern lernen: Lebensfreude, Zufriedenheit, Großzügigkeit, Spontanität, Hilfsbereitschaft und ein herzliches Miteinander, was in Deutschland, nach meiner Meinung, sooft fehlt.

Abschließende Bemerkungen
Um etwas Abschließendes zu sagen. Das Jahr in Kolumbien war das erfahrungsreichste und intensivste, das ich bisher hatte. Ich bin an mir und meinen Stärken gewachsen, durch schwierige und schöne Zeiten gegangen und habe entdeckt, dass ich zu mehr fähig bin, als ich mir zutraue. Ich selbst habe mich viel mehr verändert, als dass ich etwas verändert habe. Es war eine einzigartige Erfahrung und ich bereue meine Entscheidung nicht dieses Auslandsjahr gemacht zu haben. Dem Nachhause gehen schaue ich mit gemischten Gefühlen entgegen, denn ich habe in Kolumbien viele Menschen ins Herz geschlossen und es wird mir schwer fallen diese zurückzulassen.
 
Von Julia

Dienstag, 31. Juli 2012

Über einen Kurztrip in die Wüste und das traurige Ende einer Schildkröte

Die Wochen vergehen wie im Fluge und nun rückt die Abreise immer näher…unglaublich. Ich genieße die letzten Wochen soweit es mir möglich ist und so war ich vor gut zwei Wochen ein letztes Mal im Kurzurlaub mit Anka und Larissa. Wir waren (fast) am nördlichsten Punkt von Kolumbien, nahe an der Grenze zu Venezuela. Dort haben wir uns eine zweitägige Touristentour in einem Jeep gegönnt. Unsere Tour fing in Riohacha an und führte uns mitten in die Wüste in das Örtchen „Cabo de la Vela“. Zuerst besuchten wir jedoch die Stadt Manaure. Dort ist die Salzkonzentration des Meeres sehr hoch und deshalb wird dort Salz abgebaut. Es gibt riesige Salzfelder, wo das Salz getrocknet wird und in verschiedenen Verfahren verarbeitet wird. Dort habe ich einen großen, toten und durch das Salz konservierten Seestern gefunden, den ich aber aufgrund seines üblen Gestankes wegwerfen musste. Nachdem wir durch Kakteenwälder gefahren sind, gelangten wir in die Weite der Wüste. Es war unglaublich und faszinierend, weil es dort nur harten Sand gibt und ein paar ausgetrocknete Bodengewächse. Hier und da liefen Ziegen herum und in der Ferne sahen wir einen riesigen See. Einer unserer Mitreisenden fragte, wie wir denn den riesigen See umfahren wollen. Die Antwort des Fahrers war, dass es überhaupt keinen See gäbe, sondern es nur eine Fata Morgana sei. Ich fragte mich, wie das sein könne, denn der See sah so real aus, wir alle sahen ihn und das nicht nur für einige Sekunden, sondern mindestens eine halbe Stunde lang und das Gestrüpp spiegelten sich darin. Wie das auch immer funktioniert, diese Luftspiegelung erscheint so real, dass ich nun verstehen kann, dass Menschen in der Wüste tatsächlich tagelang wandern um an Wasser zu gelangen, das aber gar nicht existiert. In den kleinen Örtchen gibt es kein Süßwasser, das Wasser dort ist sehr kostbar und muss mit Autos dorthin transportiert werden. So mussten wir uns zum Duschen Wassereimer kaufen und uns dies mit Schalen überschütten. Die Nacht über haben wir in offenen Palmen-Kakteenhütten verbracht. Dort verwenden sie das Kakteeninnere um Hütten zu bauen. Das sieht aus wie Holz und ist auch nach dem Trocknen genauso hart, ist aber eben Kaktus. Und in so einer Hütte, ca. 20 Meter von Meer entfernt, haben wir in Hängematten geschlafen unter einem wundervoll klaren Sternenhimmel, wo ich sogar zwei Sternschnuppen gesehen habe. Von „Cabo de la Vela“ aus haben wir Tagestouren an verschiedene Strände und Berge gemacht und natürlich haben wir uns die einheimischen Spezialitäten wie Ziege und Krabbenreis nicht entgehen lassen. Diesen Kurzurlaub werde ich so schnell nicht vergessen, genauso wenig wie die Landschaft und die Menschen, die mit sehr wenig auskommen. Eine kleine Anekdote: Als wir tanken waren, hielt der Jeep an einer Straße an. Dort saßen einheimische Frauen mit Tankkanistern und Plastikflaschen, die mit Petroleum gefüllt waren. Um dies in unseren Tank zu füllen, hielt die Frau ein Ende des Schlauches in den Kanister und saugte mit ihrem Mund am anderen Ende den Schlauch an. Fand ich eine sehr interessante, jedoch ungesunde Methode ein Auto zu betanken. J

Dann musste ich vor kurzem miterleben, wie eine kleine Schildkröte ihr trauriges Ende fand. Ich war bei einer Familie zum Essen eingeladen, wartete im Hof und schaute dem Hund beim Spielen zu. Als ich dann jedoch sah, dass er mit einer kleinen Schildkröte spielte, schrie ich etwas panisch: „Der Hund isst die Schildkröte.“ „Nein, nein, der spielt nur!“, kam die typische Antwort eines jeden Hundebesitzers zurück. „Schau doch mal hin, der hat schon ein Stück abgebissen!“ Erst dann wurde mir geglaubt. Es gab ein großes Geschrei und die halbe Familie kam zusammen und es gab eine laute kolumbianische Konversation, warum denn der Hund nicht eingesperrt sei usw. Der kleinen armen Schildkröte fehlte der halbe Panzer, jedoch hatte sie sich soweit zurückgezogen, dass sie noch ihren Kopf besaß und aufgrund dieser Tatsache, meinte die Mutter, dass sie das überleben würde. Ich teilte diese Ansicht zwar nicht, aber was hätte ich tun sollen. Ca. 2 Stunden später schauten wir erneut nach der Schildkröte, über die sich die Ameisen bereits hermachten. Das war ein schrecklicher Anblick. Man muss nicht unbedingt gesehen haben, wie eine angebissene Schildkröte von innen aussieht. Ich meinte, dass das Tier doch nur leiden würde. Und so überlegten wir uns wie man am besten eine Schildkröte tötet. Letztendlich wurde sie mit einem Holzklotz erschlagen. Durch diese ganze Aktion war mir das Essen vergangen und irgendwie erinnerte mich der penetrante Geruch des Tieres an das diesjährige Osteressen, das wie ihr vielleicht schon wisst, eine Schildkröte war.  

Dienstag, 3. Juli 2012

Über Sincelejo, Schulferien, meine Wohnsituation, Gewalt & meine Zukunft

Vor einigen Tagen hatte ich die Möglichkeit eine neue Stadt kennenzulernen: Sincelejo (liegt ca. 3-4 Stunden Busfahrt von Cartagena entfernt). Bis auf die drei Kakerlaken, die ich in dem Zimmer fand, in dem ich geschlafen habe, war meine spontane Reise eigentlich schön. Ich bin auf den Geschmack eines neuen Eis gekommen: „grüne Mango mit Salz und Limone“! Schade, dass es das nicht in Deutschland gibt. Ich habe mir ein Fußballspiel von Jugendlichen angeschaut (naja eigentlich war ich mehr mit dem leckeren Eis beschäftigt). In der Hitze bin ich schon fast verlaufen (und ich saß im Schatten). Es ist mir unbegreiflich, wie die Jungs bei diesem Wetter so lange aushalten! Am Ende wurde mir ein kolumbianisches Trikot geschenkt, worüber ich mich riesig gefreut habe. Es ist doch immer viel cooler, wenn dir jemand etwas schenkt und du ein Andenken mit  einer Geschichte hast, anstatt dass man es sich selbst kauft! Ich war auch in der Innenstadt. Dort haben wir uns eine Kokosnuss gekauft und als wir damit auf dem Bürgersteig saßen und mit einem Strohhalm die Kokosmilch getrunken haben, kam schon ein klein bisschen ein „Karibik-feeling“ auf. Obwohl ich nur zwei Tage dort war, habe ich einiges gesehen und war leider oftmals selbst die Attraktion. Da Sincelejo nicht gerade eine Touristenstadt ist, sind weiße Menschen mit blauen Augen und blonden Haaren, die zudem auch noch spanisch sprechen, etwas Besonderes. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.
Momentan haben die Kinder in Cartagena Schulferien. Wir im Projekt  natürlich nicht! Dafür bieten wir Themenwochen an. Letzte Woche war die „Woche der Kulturen“ und ich hatte die Möglichkeit den Kindern etwas über Deutschland zu berichten. So habe ich über die Bedeutung der Flagge erzählt (die ich zu meiner Schande davor selbst nicht kannte), einige Bilder gezeigt, die 4 Jahreszeiten erklärt, wir haben den Schuhplattler getanzt und wir haben über die Trennung Deutschlands geredet zur Zeit der DDR. Die Kinder sollten sich vorstellen, wie sie sich fühlen würden, wenn mitten durch ihr Viertel eine Mauer errichtet werden würden und sie für sehr lange Zeit ihre Verwandten nicht mehr sehen könnten. „Traurig!“, war die häufigste Antwort und sie waren fast schon etwas betroffen, dass so etwas wirklich in Deutschland geschehen ist. Ich finde es wichtig, dass den Kindern ein richtiges Bild von Europa vermittelt wird und nicht – wie viele hier- denken, dass auf unserem Kontinent alles perfekt ist.
Bei mir hat sich die Wohnsituation geringfügig geändert. Meine englische Zimmernachbarin ist für 2 Monate in ihre Heimat geflogen und so habe ich ab sofort eine sehr bequeme Matratze, bei der man weder die Federn, noch den Lattenrost spürt. Außerdem habe ich momentan das Zimmer für mich alleine (ich bin gespannt wie lange das noch so bleibt). Und das ist schon etwas Schönes! Jedoch gibt es jetzt mehr Arbeit. Nach den Ferien werde ich den Bereich der Bibliothek übernehmen, wo die Kinder ihre Hausaufgaben machen. Ich fühle mich dem zwar noch nicht ganz gewachsen, aber ich werde sehen was sich machen lässt. Dann noch etwas Unschönes: Unsere Waschmaschine funktioniert seit mehreren Wochen nicht mehr. Und so bin ich gezwungen meine Wäsche entweder gar nicht zu waschen oder sie von Hand zu waschen. Obwohl sich die erste Möglichkeit besser anhört, bevorzuge ich die Zweite und wasche meine Wäsche von Hand, was eine mühsame und langwierige Arbeit ist. Ich hoffe, dass wir das bald repariert bekommen, sonst werde ich mir wohl Freunde mit Waschmaschinen suchen müssen.  
Dann müssen wir feststellen, dass die Gewalt in den letzten Monaten immer mehr zunimmt. Die Zeitungen sind voll mit Schlägereien und ermordeten Menschen. Wir selbst können manchmal nicht ins Armenviertel gehen, weil es dort zu gefährlich ist. Erst vor einer Woche haben zwei Kinder, die unser Projekt besuchen erzählt, dass sich ihre Verwandten mit Macheten geschlagen haben und diese nun mit mehreren Schnittwunden im Krankenhaus liegen.
Und erst vor einem Monat wurde eine Mitarbeiterin unseres Projektes Opfer eines Angriffs. Als sie auf den Bus wartete, hielten zwei Männer auf einem Moto neben ihr an und wollten ihr die Tasche klauen. Doch sie hat sich geweigert ihnen die Tasche zu geben. So  hat ein Mann ihr ein Messer in ihre Pobacke gerammt. Der Schnitt musste mit drei Stichen genäht werden!
Ich glaube ein großes Problem sind die Gesetze. Es schreckt die Menschen nicht ab Gewalttaten zu verüben, weil die Strafen zu milde sind. Um ein Beispiel zu nennen: Der kolumbianische Staat möchte das Problem der Guerilla durch die sogenannte „Demobilisierungsmaßnahme“ lösen. Kämpfer der Guerilla können sich somit vom Paramilitarismus lossagen und ihre Waffen abgeben. Der Staat sichert ihnen Schutz zu und verfolgt ihre Straftaten nicht weiter! Jedoch schließen sich diese Menschen meist anderer Gewaltorganisationen an, die genauso schlimm oder noch schlimmer sind. Wo bleibt da die Logik? Hoffen wir, dass die Korruption bald ein Ende hat, die Regierung sich um Gerechtigkeit und Schutz einsetzt und Frieden und Ordnung in dieses schöne Land kommt!
Dann noch etwas ganz anderes: Falls es jemanden interessiert was ich nach meinem Auslandsjahr machen werde…ich werde Lehramt (Gymnasium) studieren; die Fächer Biologie und Spanisch.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Über den Mangokampf, mein neues Hobby, ein Fernsehstudio und eine Finka

So meine Lieben…ja ich weiß, ich sollte mich öfters melden, doch wie das hier in Kolumbien so ist, überfällt mich entweder die Unlust, die Hitze, das Internet fällt aus oder es kommen andere mysteriöse Dinge dazwischen, die mich von euch trennen wollen…auch in diesem Moment haben wir mal wieder Wasserausfall, was sich aber für euch positiv auswirkt; anstatt mich zu duschen, werde ich euch über meine vergangenen Wochen schreiben…

Erst einmal zu meiner Arbeit: Eigentlich ist noch alles beim Alten. Ich bastle viel, putze, helfe einmal in der Woche bei den Kleingruppen mit, damit die Kinder ihre schulischen Kenntnisse verbessern, dann organisiere ich Spiele, wechsele jeden Donnerstag die Dekoration, außerdem gibt es wöchentlich einen Besuch im Armenviertel und freitags haben wir den ganzen Tag Kinderprogramm. So sieht meine Woche aus und eigentlich ist dieser Blog ja dazu da um euch genau über diese Dinge zu informieren, doch wie das nun so ist, passieren die wirklich „erzählenswerten Dinge“ meist nicht im Arbeitsalltag.

In dem Haus, in dem wir leben, haben wir einen Hof, in dem ein Mangobaum steht. Dieser Hof ist von einer hohen Mauer umgeben und auf der Rückseite befindet sich eine Autowerkstatt. Wir haben momentan „Mangozeit“. Als ich gestern durch den Hof lief, fiel mir das Ende einer langen Metallstange auf, die sich in unserem Mangobaum bewegte. Es war klar, dass jemand von der Seite der Autowerkstatt unsere Mangos vom Baum holen wollte. So lief ich schnell zu unserer Köchin und machte ihr klar, dass wir einen „Mangodieb“ haben. Ohne zu zögern holte sie unsere lange Metallstange und „kämpfte“ über die Mauer hinweg um unsere Mangos. Man muss dazu sagen, dass unsere Köchin Mitte 40 ist und das ein sehr sehenswerter Anblick war. Letztendlich haben wir den Mann nicht gesehen, ihn aber erfolgreich bekämpft bis er erfolglos aufgab und seine Stange zu Boden fiel.  

Dann musste ich eines Abends feststellen, dass sich eine Kakerlake in meinem Bett verirrt hatte. Wie sie es auch noch in mein Moskitonetz geschafft hat, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Das fand ich schon recht abstoßend und so musste sie dran glauben! Kein Verbrechen bleibt ungestraft…ich war nur froh, dass ich es gemerkt habe, bevor ich schlafen gegangen bin und nicht so wie meine deutsche Freiwilligenfreundin, die das Tierchen erst am nächsten Morgen bemerkt hat nach einer ziemlich krabbeligen Nacht…

Dann habe ich ein neues Hobby gefunden: Boxen. Ich weiß ja nicht wie teuer Privatstunden in Deutschland sind, aber das letzte Mal habe ich 90 Cent bezahlt! Und nein…ich will mich nicht mit jemand schlagen. Und ich will auch keine Boxkarriere starten…ich möchte einfach nur ein paar Basistechniken lernen und die Chance wahrnehmen. Wer weiß wofür ich es später noch gebrauchen kann. Und an alle Frauen: Boxen hat echt etwas mit Konzentration zu tun! Das hätte ich nicht gedacht…vielleicht sollten die Rocky-Filme überarbeitet werden.

Dann war ich Letzt bei der Familie, bei denen ich Ostern verbracht habe. Der Mann arbeitet als Security-Guard bei der Fernseh- & Radiogesellschaft der Stadt. Und so habe ich ihn bei seiner Arbeit besucht. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich immer gedacht, dass der Kanal noch nicht in Betrieb ist, weil das Gebäude noch im Rohbau steht und ich nie irgendwas vom Fernsehen mitbekommen habe. Und so habe ich einfach mal nachgefragt und er meinte so: „Möchtest du mal sehen?“ Ich habe nicht wirklich verstanden, was er damit sagen wollte, aber er stand auf und öffnete eine Tür und ließ mich hindurchgehen. Ich war wirklich sehr überrascht als ich plötzlich in einem Fernsehstudio stand, wo wenige Meter vor mir zwei Männer standen und eine Live-Sendung moderierten. Auch sie waren über meinen Anblick (eine große, weiße, blonde Frau) erstaunt und als sie mich sahen, drehten ihre Köpfe sich kurz zu mir um. Dann fiel ihnen wieder ein, dass sie auf Live-Sendung waren und so moderierten sie weiter. Ich glaube so etwas kann mir auch nur hier passieren!

Dann war ich zum ersten Mal auf einer Finka. Das ist ein riesiges Grundstück mit etlichen Bäumen, Pflanzen, Tieren und Hütten mit Palmendächern. Teilweise habe ich mich wie im Dschungel gefühlt. Es gab Kokosnüsse, Mangobäume, verschiedene Arten von Platanos, Njame, Mamonen, usw. Von den meisten Früchten kenne ich nicht die Namen, aber es war ein interessanter, exotischer Rundgang durch die Natur Kolumbiens.  Es gab auch Tiere, wie Kühe und ein Esel. Der Esel sah ganz relaxt aus und so habe ich einen Ritt gewagt. Dieser Tag war auf jeden Fall sehr erlebnisreich, ich habe wieder einmal exzellente Gastfreundschaft genossen, die Schönheit der Natur bewundern können und mir wurden so viele Früchte eingepackt, sodass mir auf dem Nachhauseweg die Plastiktüte platzte und die Mangos über die Straßen rollten.

So jetzt habe ich euch einen kleinen Einblick meiner vergangenen Wochen gegeben...ich freue mich auch von euch zu hören! Also schreibt mir, wenn ihr gerade mal wieder Wasserausfall habt und nicht duschen könnt J

Dienstag, 1. Mai 2012

Über die Zeit nach Obama, Champions League und ein interessantes Klo

So liebe Leute, heute ist ein großer Tag: Ich schreibe wieder einen Blogeintrag! (was für ein Reim…hehe)

Barack Obama habe ich leider nicht gesehen, aber ich war ca. 500m von der Veranstaltung entfernt und habe seine omnipräsente Gegenwart gespürt. Ach ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht was die alle haben. Das ist doch auch nur ein Mensch und außerdem waren etliche weitere Präsidenten und Shakira auch da. Sie hat die kolumbianische Nationalhymne gesungen (leider etwas falsch) und wurde danach in den Nachrichten heftig kritisiert. Nachdem Obama wieder abgereist ist, wurde der Skandal seiner Security Guards publik, die sich hier für wenig Geld an den Prostituierten bedient haben. Sehr vorbildlich! Ich denke, dass der Amerika-Gipfel aber auch seine guten Seiten hatte. So konnte die Beziehung zwischen den Ländern gestärkt werden, was sehr wichtig ist (vor allem für Südamerika) und jetzt hat die Stadt Cartagena ein besseres Erscheinungsbild. Wenn selbst der Präsident der Vereinigten Staaten sich hier aufhalten kann ohne umgebracht zu werden, dann spricht das für die Sicherheit im Land und lockt erwartungsweise noch mehr Touristen an.
Ich bin ja wirklich kein großer Fußball-Fan. Aber hier schauen sich sehr viele Kolumbianer die Champions  League an und fiebern ganz begeistert mit. Und wenn es dann sogar ein deutsches Team bis ins Finale schafft, kann das selbst an mir nicht unbemerkt vorüberziehen. In Deutschland wäre mir das wahrscheinlich ziemlich gleich wer den Pokal holt, aber bei mir hat sich als Ausländerin fast schon ein Gefühl des Landesstolzes entwickelt. Und nun kann ich auch die Ausländer in Deutschland verstehen, die es ab und zu mit der Vaterlandsehre übertreiben. Was bleibt einem denn groß vom eigenen Land, wenn man nicht dort wohnt und so klammert man sich eben an alles was irgendwie aus dem Land kommt, selbst an Fußball…ich werde am 19. Mai auf jeden Fall mitfiebern J
Wie das wohl überall auf der Welt so ist, unterhalten sich Frauen gerne übers Essen. Als ich mich Letzt mit einer sehr netten Kolumbianerin darüber unterhielt, musste sie feststellen, dass es in Deutschland weder Kochbananen, noch Yucca gibt. So fragte sie mich ganz entsetzt was wir denn in Deutschland frühstücken würden!? Das Lustige ist, dass ich mich das bei meiner Ankunft in Kolumbien auch gefragt habe, nachdem ich feststellen musste, dass es hier nur weiches Weißbrot zu kaufen gibt.
Am Wochenende gab es wieder eine Putzaktion im Armenviertel. Ich hatte die Verantwortung über einen Sektor und mit meinen ausbaufähigen Spanischkenntnissen, den Kindern, die ihren eigenen Kopf haben und Hilfe, die aber keine Hilfe ist- war das ein kleines Desaster. Um den Wettbewerb fair zu gestalten, sollten die Teams aus der gleichen Anzahl von Kindern bestehen. Das Ziel war es so viele Müllsäcke mit Müll zu sammeln wie es geht und somit zu gewinnen. Das Problem in meinem Sektor: Zwei Teams haben sich zusammengetan (was ja generell für den Teamgeist spricht). Aber sie ließen sich nicht mehr voneinander trennen. Dann klaute auch noch (wohlgemerkt) ein Erwachsener die Müllsäcke von meinen Teams für sein eigenes Team und ich musste nach großem Wasserkonsum ziemlich dringend eine Toilette aufsuchen. Doch leider kaufen sich die Menschen im Armenviertel lieber eine 2 Meter hohe Musikanlage als eine Toilette. So hat mich ein Junge, der unser Projekt besucht, mit zu seiner Tante genommen, die angeblich eine Toilette besitzt. Als sie mich dann aber in ihr Schlafzimmer führte und eine blaue Plastikschale unter dem Schrank hervorzog, wurde mir klar, dass wir das Wort „Toilette“ etwas anders definieren! An dieser Stelle möchte ich die Ausführungen des spannenden Toilettengangs beenden J

Donnerstag, 12. April 2012

Über das kolumbianische Osterfest, die Arbeit und Barack Obama

Und schon wieder ist fast ein Monat vergangen und ich habe ganz vergessen euch Frohe Ostern zu wünschen. Ich hoffe, dass ihr alle eine schöne Osterzeit hattet und den Frühling in Deutschland genießt. Mein Osterfest war dieses Jahr mal ganz anders. Ich war bei einer Familie eingeladen, die ca. 30 km von Cartagena in einem Dorf wohnt. So konnte ich miterleben, wie Kolumbianer Ostern feiern. Wochen zuvor musste ich enttäuscht feststellen, dass es in keinem Supermarkt Ostereierfarbe zu kaufen gab. Die Verkäufer haben mich auch ein bisschen komisch angeschaut, als ich gemeint habe, dass ich damit Eier färben möchte und sie im Garten verstecken will. Also fiel die Ostereiersuche aus und statt buntgefärbten leckeren Ostereiern, gab es Wasserschildkröte zu essen. Es war eine riesen Überwindung und letztendlich habe ich auch nur ein kleines bisschen davon gegessen. Ich glaube mein Fehler war, dass ich mir ca. 3 Minuten vor dem Essen die Landschildkröten im Garten angeschaut habe, somit verging mir dann doch der Appetit. Aber es gab auch andere Köstlichkeiten, wie Fischsuppe (mit vielen Gräten) und „Sancocho“ (eine Suppe, in der alles hineingeworfen wird: Kürbis, Kartoffel, Fleisch, Platano, Yuka und noch etliche weitere Dinge, von denen ich die Namen vergessen habe). Dies wurde dann alles aus der Suppe gefischt und auf zwei riesigen Palmenblättern ausgebreitet, wo man sich dann das nehmen konnte, was man wollte. Ich habe mich so ein bisschen wie ein Dschungelbewohner gefühlt, als ich die Suppe aus einer Schale gegessen habe, die mich sehr stark an eine Kokosnuss erinnert hat. Außerdem gab es frischgepflückte Kokosnüsse und Süßigkeiten, wie flüssige Mangomarmelade, süßer Bohnenbrei und Ananaskompott. Etwas was mich in diesen Tagen auch sehr fasziniert hat und ich von Deutschland in dieser Form so nicht kenne, ist die Gastfreundschaft. Hier stehen die Gäste an oberster Stelle. Obwohl die Häuser nicht sehr groß sind, findet wirklich jeder am Ende des Tages einen Platz zum Schlafen. Und es ist nicht unnatürlich, dass die Hauseigentümer darauf bestehen ihr Ehebett zu nehmen und sie selbst auf dem Boden schlafen! Wie verkrampft sind wir doch manchmal in Deutschland, wenn es darum geht Gäste aufzunehmen! Was ich außerdem krass finde: Zum einen müssen Gäste gar nicht Bescheid sagen, dass sie kommen und wenn sie dann da sind, wird ihnen alles bezahlt. So wurde ich am Ostersonntag zu einem paradiesischen karibischen weißen Sandstrand eingeladen. Eine Woche zuvor war ich in der Nähe schnorcheln und durfte die wunderschöne Unterwasserlandschaft betrachten mit vielen bunten Regenbogenfischen, Fische, die grüne und blaue Leuchtschuppen hatten und riesige Fischschwärme. Ich glaube, dass in Europa generell ein Missverständnis über die Südamerikaner herrscht bzw. über die Kulturen, die ein warmes Klima haben. Dadurch, dass die Menschen so herzlich miteinander umgehen, alles geteilt wird und der Mensch und nicht die Arbeit an erster Stelle steht, ist es völlig selbstverständlich, dass man Freunde zu Aktivitäten einlädt. Es ist schon fast eine Beleidigung, wenn man ihnen danach das Geld gibt. Wenn nun Menschen mit diesem kulturellen Hintergrund nach Europa gehen und sie gefragt werden, ob sie mit ins Kino gehen wollen, gehen sie davon aus, dass sie eingeladen sind (weil sie es nicht anders kennen). Doch wir Europäer kennen ihren kulturellen Hintergrund nicht, sind frustriert und so kommt der Gedanke auf, dass Südamerikaner nur hinterm Geld her sind. Und sie wiederum denken, dass Europäer geizig sind. Natürlich gibt es das auch, keine Frage! Aber oft scheren wir Menschen über „ein und denselben Kamm“ und fragen uns gar nicht, warum sie so handeln, wie sie handeln! Über Ostern habe ich also einiges gelernt…

Was meine Arbeit betrifft und weswegen ich hier bin, kann ich euch nicht viel Neues berichten. Meine Arbeit ist und bleibt dieselbe: Ich bastle sehr viel und putze jeden Tag. Ab und zu darf ich mit ins Armenviertel und die Kinder besuchen gehen. Außerdem bereite ich Spiele für die Kinder vor, die bei uns in die „Kleingruppen“ kommen und mit einer Lehrerin ihre schulischen Leistungen verbessern. Jeden Freitag gebe ich Deutschunterricht, was aber mit der kolumbianischen Pünktlichkeit und Verbindlichkeit etwas schwierig ist. Und über Ostern hatten wir ein spezielles Kinderprogramm, wo ich die Hauptrolle in einem pantomimischen Theaterstück spielen durfte, was mich sehr gefreut hat. So sind meine Freizeitaktivitäten, wie Zirkus, Kino, Theater, Schnorcheln, Inselbesuche, die Innenstadt, Fitnessstudio und die Strände eine gute Abwechslung.
Und über die Sicherheit in Cartagena braucht ihr euch wirklich keine Gedanken zu machen. Natürlich kommt es vor, dass mal etwas geklaut wird, es Drogenhandel gibt und ab und zu Menschen entführt werden. Jedoch bekomme ich davon so gut wie nichts mit. Und alleine schon die Tatsache, dass Barack Obama ab morgen für drei Tage nach Cartagena kommt und wir momentan über 8000 Polizisten haben, spricht für die Sicherheit. Jedoch ist es schon fast ein bisschen übertrieben was sie alles veranstalten: die Innenstadt wird geschlossen, die Busse müssen andere Wege fahren und die Universitäten und Schulen fallen aus wegen dem US-Präsident und den anderen Teilnehmer des Amerika-Gipfels. Da stellt sich die Frage: Dürfen die Kinder in Washington überhaupt zur Schule gehen oder wird damit die Sicherheit von Barack Obama beeinträchtigt? Ok wollen wir mal nicht so böse sein. Nein wirklich: Ich freue mich, dass er kommt. Von der Entfernung her so nah werde ich dem Präsidenten der USA nie wieder sein.

Montag, 19. März 2012

Über die Kleingruppen, das Schwimmen, Tiere und die Eierfrage

So jetzt ist es mal wieder Zeit euch an meinem kolumbianischen Leben teilhaben zu lassen. Meine Arbeit hat sich ein klein bisschen geändert, zumindest an Montagen. Da darf ich ab sofort in der Nachmittagskleingruppe mithelfen. Die Kleingruppen sind dazu da, Kinder zu unterstützen die Schwierigkeiten in der Schule haben oder gar nicht erst zur Schule gehen. Dazu kommt an drei Tagen in der Woche eine ausgebildete Lehrerin in unser Projekt. In der besagten Nachmittagskleingruppe sind acht Jungs (im Alter von 9-11 Jahren), die nicht zur Schule gehen. Der Großteil von ihnen kann weder lesen noch schreiben. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Die Jungs sind wirklich anstrengend. Von ihren Eltern haben sie weder Benehmen, noch Verhaltensregeln oder Verbote kennengelernt und so ist es schwierig mit ihnen voranzukommen, weil ihnen der Respekt und die Motivation fehlen. Die zwei Jungs, die ich betreut habe, haben sich letztendlich einen Wettstreit geliefert, wer ekliger ist. Der eine hat seinen Naseninhalt gegessen, der andere seinen Ohrenschmalz! Wie ihr euch vorstellen könnt, fand ich das sehr appetitlich…

Mittlerweile habe ich endlich angefangen einmal in der Woche kostenlosen Deutschunterricht zu geben. Meine Gruppe besteht aus 2-3 jungen kolumbianischen Erwachsenen. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, dass ich meine Muttersprache an spanischsprechende Personen vermitteln kann, obwohl ich deren Sprache selbst erst seit 6 Monaten spreche.

Dann musste ich mit Schrecken feststellen, dass der Großteil der Kolumbianer nicht schwimmen kann bzw. das was sie schwimmen nennen besteht aus hektischen Bewegungen mit Armen und Beinen und das ist meist eine sehr nasse Angelegenheit für die Personen, die sich in der Nähe befinden. So durfte ich letzt ein Schwimmbad in einem Appartement benutzen. Das „tiefe Becken“ war 1,30m tief. Meine Leiterin (32 Jahre alt) hat mich gebeten ihr Brustschwimmen beizubringen. Das war gar nicht so einfach zu erklären, vor allem weil sie mit ihrem Oberkörper immer wieder unterging. Sie überlegt sich einen Schwimmkurs besuchen zu gehen! In Deutschland wird man als Elternteil ja schon schief angesehen, wenn das Kind mit 7 Jahren noch nicht schwimmen kann…

Dann habe ich Bekanntschaft gemacht mit verschiedenen Tieren. Vor allem nachdem der Kammerjäger bei uns war und ich mir dachte: „Wenn selbst meine kolumbianische Leiterin mit einem Mundschutz herumläuft, sollte ich mir Gedanken machen!“ Am nächsten Morgen lagen dann drei tote Kakerlaken in der Küche, die haben mich jedoch nicht davon abgehalten zu frühstücken. Auch die kleinen Babykakerlaken im Besteckkasten stören mich kaum noch. Den Tag darauf fand ich zwei Kakerlaken in der Dusche und am dritten Tag darauf eine im Jungsklo. Irgendwie haben wir vergessen die letzte Kakerlake wegzuräumen und so lag sie am vierten Tag in unserem Hof und ich wäre fast hineingetreten. Dann schwirren hier diverse schwarze Riesenschmetterlinge herum, deren Spannweite größer als meine Handfläche ist. Was sie genau in unserer Dusche oder in meiner Schublade suchen, bleibt mir ein Rätsel. Den nächsten Absatz sollten die zartbesaiteten Tierliebhaber unter euch besser überspringen. Es geht um die Moskitos, die ich mit allen Mitteln bekämpfe. Ich habe mir einen Schläger gekauft, der aussieht wie ein Tennisschläger. Durch die Drähte läuft jedoch Strom und wenn man eine Moskito erwischt, dann wird sie gegrillt und fällt tot zu Boden. Das ist mein neues Hobby. Vor allem, wenn ich mal frustriert bin, dann töte ich ein paar Moskitos und die Welt sieht gleich schon ganz anders aus bzw. hört sich anders an: kein Schwirren mehr!

Und zuletzt will ich euch über die „Eierfrage“ aufklären und bitte um rege Beteiligung bei der Beantwortung: „Gehören Eier in den Kühlschrank?“ Ich würde die Frage mit JA beantworten. Doch ist mir aufgefallen, das unsere Eier bei ca. 27 Grad Küchentemperatur bisher NICHT im Kühlschrank standen. Durch meine Überredungskunst stehen sie jetzt im Kühlschrank, jedoch gab es deswegen schon eine kleine Auseinandersetzung. Was meint ihr dazu? Wo gehören die Eier hin? Ich freue mich auch über Antworten, die per Post gesendet werden J

Sonntag, 26. Februar 2012

Über den Kontrast von Arm und Reich

So jetzt wird es mal wieder Zeit, dass ich euch schreibe. Ich bin nun schon ein halbes Jahr in Kolumbien. Die schlechte Nachricht: Ich bin nur noch ein halbes Jahr hier! Die gute Nachricht: In einem halben Jahr komme ich schon wieder! Ich freue mich schon euch wiederzusehen, deutsches Brot zu essen, Sprudelwasser zu trinken, zu einem Friseur zu gehen (den kolumbianischen Friseuren vertraue ich hier nicht), Klopapier in der Toilette runterzuspülen, ein Tag ohne Moskitos und Kakerlaken, in meinem Einzelzimmer in einem  bequemen Bett zu schlafen und vor allem einmal durch die Straßen zu laufen, ohne dass die Männer mir Beachtung schenken. Aber genauso werde ich auch einige Sachen vermissen, wie z.B. die Möglichkeit jeden Tag ans Meer zu gehen und dort einen wunderschönen Sonnenuntergang zu beobachten, die Wärme, die vielen leckeren Früchte und Fruchtsäfte, die die Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit und Gelassenheit der Kolumbianer, die Musik und die lieben Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte. Und vor allem, dass an jedem Tag etwas Neues und Unerwartetes geschieht.

So waren wir Letzt im Armenviertel und ich durfte Zeit mit den Kindern verbringen. Sie wollten Seilspringen spielen. Nach einer Weile kamen sie mit einem langen mürben harten Stromkabel an, das sie sich beim Springen teilweise absichtlich gegen die nackten Füße schlugen. Als ich dann das schwere Kabel schwingen durfte, hat die mürbe Isolation meine Handinnenflächen aufgerieben, was ein zwar nicht so schlimmes, aber etwas blutiges Ende nahm. Kurz darauf wurde mir ein Leguan Schwanz präsentiert, den Leguan ohne Schwanz durfte ich mir dann auch anschauen! An diesem Tag ist mir auch ein kleiner Junge begegnet, der eine Taube gefangen hatte und ihren Kopf hin- und her bog. Ich konnte mir das kaum mitansehen und bat ihn das Tier freizulassen. Er antwortete nur: „Das ist mein Abendessen!“
Ich habe mich schon an solche Situationen gewöhnt. Auch, dass die Mädchen verlaust sind und mit mir „Stille Post“ spielen wollen, ist nichts Ungewöhnliches mehr oder mit ihren verschwitzten und dreckigen Händen meine Haare flechten. Man sagt ja immer, dass solche Dinge einen später mal weiterhelfen werden. Bei was mir das genau helfen wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Aber ich hoffe, dass das alles einen Sinn hat, auch wenn es nur ist, dass sich die Kids in diesem Moment gefreut haben.

Im Kontrast zu dieser Welt des Armenviertels, bekomme ich auch immer mal wieder die Welt des Reichtums zu spüren. So durften wir (2 befreundete Freiwillige und ich) gestern -dank einiger Beziehungen- an einem Benefizkonzert teilnehmen. Wir wussten nur, dass es auf einem Schiff stattfinden würde; dass es auf einem riesigen Kreuzfahrtdampfer war, hat uns aber keiner gesagt! Wir wurden von der Crew persönlich begrüßt und wurden durch endlos lange Gänge in einen akklimatisierten Raum geführt, das sowohl über eine Sternendecke, als auch über einen Buttler verfügte, der um unser Wohl besorgt war. Die erste halbe Stunde hatten wir ein Dauergrinsen auf unseren Gesichtern, weil wir so überfordert waren von dem ganzen Luxus, der Ausstattung und dem Ambiente. Der Abend war wunderschön und ich weiß jetzt endlich wie es auf dem „Traumschiff“ aussieht, das mir aus Kindertagen aus dem Fernseher in Erinnerung geblieben ist und ich damals mehr oder weniger gezwungen war es jeden Sonntag mit meinen Eltern anzuschauen. Nur die Torten mit den Wunderkerzen haben gefehlt! Später sind wir dann durch eine Anlage zurückgelaufen, wo uns ein Reh verfolgt hat. Dort durften wir uns rosafarbene Flamingos und Papageie anschauen. Natürlich haben die Kakerlake und die Ratte nicht gefehlt!

Diese krassen Kontraste von Arm und Reich, die ich hier im extremen Maße hautnah miterlebe, geben mir zu denken. Wenn 20 Meter vor einem riesigen Shoppingcenter ein Mann ohne Bein auf dem dreckigen Boden sitzt und um sein Lebensunterhalt bettelt oder Kinder in unser Projekt kommen, die zuhause manchmal kein Essen bekommen, dann zeigt mir das auf der einen Seite wie gut es uns doch eigentlich geht und wie undankbar wir trotzdem sind! Und auf der anderen Seite frage ich mich was man an all dem ändern könnte. Doch ich denke Veränderung muss in jedem Einzelnen anfangen und jeden Tag aufs Neue anfangen.

Sonntag, 29. Januar 2012

Über meinen Urlaub und meinen Geburtstag

Jetzt habe ich schon eine ganze Weile nichts mehr von mir hören lassen. Aber ich lebe noch und mir geht es gut. Ich hoffe ihr seid alle gut ins Neue Jahr gekommen! Jetzt will ich euch ein wenig von meinen letzten Wochen berichten.

Vom 17. Dezember bis zum 9. Januar hatte ich Urlaub. Mit 5 anderen deutschen Freiwilligen meines Projektes bin ich durch Kolumbien gereist und ich muss schon sagen in den drei Wochen haben wir richtig viel erlebt. Wir haben in etlichen Hostels geschlafen, die mal gut, mal weniger gut waren, sind mit Bussen durch die Gegend gereist und haben viele interessante, aber auch schräge Leute kennengelernt. Wir waren zuerst in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Dort war es für unsere „cartagenischen Verhältnisse“ (28 Grad nachts) total kalt und ich habe bei ca. 13 Grad nachts mit 3 Decken und einem Pulli schlafen müssen und habe immer noch gefroren. Es war leider nicht nur kalt, sondern auch verregnet und ehrlich gesagt, finde ich Bogota nicht sehr schön. Den „Monserrate“, einen Berg von dem aus man Überblick über die halbe Stadt hat, sollte man mal gesehen haben. Sonst gibt es noch einige Museen, die Innenstadt und Märkte, aber das war es dann auch schon und so war ich froh, dass wir nach 3 Tagen am 20. Dezember nach San Gil weitergereist sind. Diese warme Stadt mit Mittelmeerfeeling hat uns allen sehr gut gefallen. Dort sind wir zu einen Wasserfall gelaufen, haben eine Höhlenwanderung gemacht, bei der das Wasser teilweise so hoch stand, dass man unter den Felsspalten hindurchtauchen musste, einen Tag lang haben wir uns Mountainbikes ausgeliehen und sind damit einen Canyon entlanggefahren und wir waren zweimal in Flüssen irgendwo in der Pampa baden. In San Gil haben wir auch Weihnachten verbracht und es ist nicht einfach Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, wenn es draußen 30 Grad hat und man in kurzer Hose und Top am Pool sitzt und sich fragt, wo denn der Schnee bleibt! Nachdem wir mit unseren Familien geskypt hatten, standen Larissa und ich im Zimmer; unser Gespräch verlief folgendermaßen: „Mir ist langweilig? Was können wir machen?“ „Bungeejumping?“ „Ok!“. Eine Stunde später standen wir dann auf dem wackeligen Turm über einem Fluss und nach großer Überwindung haben wir den Sprung tatsächlich gewagt. Das Adrenalin schoss uns nur so durch die Adern und ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an den freien Fall denke. Abends haben wir uns was Leckeres in einem Restaurant gegönnt. Dieses Weihnachten werde ich auf jeden Fall nicht so schnell vergessen. Am 26. Dezember sind wir dann weiter nach Salento. Auch dieses kleines Städtchen ist wunderschön. Dort gab es im Palmental einen Pferderitt zu einer Kolibrifarm. Außerdem haben wir eine Kaffeefinka besucht, dort hat uns ein alter Kolumbianer (der hat genauso ausgesehen, wie man sich die alten Farmer vorstellt) erklärt wie Kaffee hergestellt wird. Sehr interessant! Am 29. Dezember sind wir nach Manizales weitergereist, aber dort fanden wir es so hässlich, dass wir dort auf gar keinen Fall das Neue Jahr beginnen wollten und gleich am nächsten Tag schon wieder nach Medellin weitergefahren sind. Dort haben wir 4 Nächte in einem Hostel verbracht und Silvester gefeiert.  Es gab eine Party im Hostel mit etwas merkwürdigen Leuten. Mehr brauche ich glaub nicht zu sagen. Die restlichen Tage bis zum 6. Januar haben wir bei zwei weiteren Freiwilligen in Medellin verbracht. Wir konnten ihre Arbeit kennenlernen, was sehr interessant war. Zum einen arbeiten sie mit jungen Müttern zusammen, es gibt aber auch ein Haus mit Jungs, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können. Mit den Jungs waren wir einen Tag am See und haben ganz rangermäßig mitten im Wald gekocht. Wir haben uns Medellin angeschaut, waren abends auf einem Weihnachtsmarkt, der übertrieben viele Lichter hatte, wurden von den Projektleitern zu einer richtig leckeren Lasagne eingeladen, haben uns ein „Pueblito“ angeschaut (ein nachgebautes Dorf, so wie es früher ausgesehen hat) und nicht zu vergessen: wir waren Paragliding über der riesigen Stadt. Total schön! Danach ging es nach Santa Marta, eine sonnige Stadt an der Küste (4 Stunden von Cartagena entfernt). Dort haben wir den Urlaub am Strand mit Sonnenuntergängen ausklingen lassen. Im Allgemeinen kann ich sagen: unser Urlaub war sehr abenteuerlich -nicht zu vergessen die Kakerlake, die mir in Medellin in die Hose gekrabbelt ist- wir hatten eine gute Gemeinschaft, viel Spaß miteinander und vor allem konnten wir die Vielfalt von Kolumbiens Natur sehen.

In meine gewohnte Umgebung zurückzukommen und den bunten Bastelalltag wieder beginnen zu lassen, ist mir nach den ganzen Abenteuern nicht ganz so leicht gefallen. Aber deshalb bin ich ja schließlich in Kolumbien! Und ich bin froh wieder in Cartagena zu sein. Von allen Städten, die ich bereits in Kolumbien gesehen habe, gefällt mir Cartagena am besten und ich weiß es jetzt noch mehr zu schätzen, dass ich so eine schöne Stadt erwischt habe.

Dann möchte ich euch von meinem Geburtstag erzählen. Erst mal: Vielen lieben Dank für die vielen Geburtstagswünsche! Das hat mich sehr gefreut und erinnert mich, dass es auf der anderen Seite der Welt Menschen gibt, die auf mich warten. An diesem Tag wurde ich wie eine Prinzessin behandelt. Eigentlich hat der Morgen ganz normal angefangen: aufstehen, fertig machen, essen, putzen…dann klingelte es an der Haustür und unser Finanzexperte kam mit seiner ganzen Familie (inklusive Hund) um mir ein Ständchen zu singen und das um halb 8 morgens! Das war schon mal die erste Überraschung. Dann habe ich den Tag frei bekommen (bis auf ein Treffen, das aber nur ein und halb Stunden gedauert hat), war ein bisschen im Internet, bekam einen Anruf von meinen Leitern aus Frankreich- die ich leider noch nicht persönlich kennenlernen konnte- und die haben mir ein Geburtstagslied auf drei verschiedenen Sprachen gesungen und mittags ging es dann richtig los! Mein kolumbianisches Lieblingsessen wurde extra für mich gekocht: Kokosreis, frittierter Fisch, Patacón und Salat. Einfach nur köstlich! Abschließend gab es zwei Torten (Schokolade und Schokolade Arequipe). Zwei deutsche Freiwillige aus einem anderen Projekt kamen mich besuchen und nach dem Essen hat jeder gesagt, was er an mir schätzt und mag! Geburtstagsgeschenke gab es natürlich auch: einen Gutschein für 2 Salsastunden, ein Strandtuch und Geld. Danach ging es mit meinen Freunden, mit denen ich im Urlaub war, an den Strand in Boca Grande. Für mich, die im Januar Geburtstag hat, ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen! Momentan weht an der Küste ein heftiger Wind und so gab es richtig hohe Wellen, den Sonnenuntergang haben wir uns auf dem Rückweg in die Stadt angeschaut. Dort haben wir uns in einer Saftbar leckere Getränke gegönnt. Den Tag haben wir dann auf der Stadtmauer mit Blick aufs Meer unter Sternenhimmel ausklingen lassen und spätabends bin ich dann erschöpft, aber zufrieden in mein Bett gefallen.

Was gibt’s sonst noch Neues: Ich werde das Fitnessstudio wechseln, vor einigen Tagen war eine große Kakerlake in meinem Zimmer und dank der Kinder aus dem Armenviertel weiß ich jetzt wie ein Leguan ohne Schwanz aussieht! Das Tier hat mir wirklich leidgetan. Außerdem kommt mich in der nächsten Woche eine Freundin aus Deutschland besuchen, darauf freue ich mich schon riesig und in zwei Wochen ist schon das Zwischenseminar meiner Organisation. Also gibt es wieder viel zu tun in nächster Zeit!