Donnerstag, 12. April 2012

Über das kolumbianische Osterfest, die Arbeit und Barack Obama

Und schon wieder ist fast ein Monat vergangen und ich habe ganz vergessen euch Frohe Ostern zu wünschen. Ich hoffe, dass ihr alle eine schöne Osterzeit hattet und den Frühling in Deutschland genießt. Mein Osterfest war dieses Jahr mal ganz anders. Ich war bei einer Familie eingeladen, die ca. 30 km von Cartagena in einem Dorf wohnt. So konnte ich miterleben, wie Kolumbianer Ostern feiern. Wochen zuvor musste ich enttäuscht feststellen, dass es in keinem Supermarkt Ostereierfarbe zu kaufen gab. Die Verkäufer haben mich auch ein bisschen komisch angeschaut, als ich gemeint habe, dass ich damit Eier färben möchte und sie im Garten verstecken will. Also fiel die Ostereiersuche aus und statt buntgefärbten leckeren Ostereiern, gab es Wasserschildkröte zu essen. Es war eine riesen Überwindung und letztendlich habe ich auch nur ein kleines bisschen davon gegessen. Ich glaube mein Fehler war, dass ich mir ca. 3 Minuten vor dem Essen die Landschildkröten im Garten angeschaut habe, somit verging mir dann doch der Appetit. Aber es gab auch andere Köstlichkeiten, wie Fischsuppe (mit vielen Gräten) und „Sancocho“ (eine Suppe, in der alles hineingeworfen wird: Kürbis, Kartoffel, Fleisch, Platano, Yuka und noch etliche weitere Dinge, von denen ich die Namen vergessen habe). Dies wurde dann alles aus der Suppe gefischt und auf zwei riesigen Palmenblättern ausgebreitet, wo man sich dann das nehmen konnte, was man wollte. Ich habe mich so ein bisschen wie ein Dschungelbewohner gefühlt, als ich die Suppe aus einer Schale gegessen habe, die mich sehr stark an eine Kokosnuss erinnert hat. Außerdem gab es frischgepflückte Kokosnüsse und Süßigkeiten, wie flüssige Mangomarmelade, süßer Bohnenbrei und Ananaskompott. Etwas was mich in diesen Tagen auch sehr fasziniert hat und ich von Deutschland in dieser Form so nicht kenne, ist die Gastfreundschaft. Hier stehen die Gäste an oberster Stelle. Obwohl die Häuser nicht sehr groß sind, findet wirklich jeder am Ende des Tages einen Platz zum Schlafen. Und es ist nicht unnatürlich, dass die Hauseigentümer darauf bestehen ihr Ehebett zu nehmen und sie selbst auf dem Boden schlafen! Wie verkrampft sind wir doch manchmal in Deutschland, wenn es darum geht Gäste aufzunehmen! Was ich außerdem krass finde: Zum einen müssen Gäste gar nicht Bescheid sagen, dass sie kommen und wenn sie dann da sind, wird ihnen alles bezahlt. So wurde ich am Ostersonntag zu einem paradiesischen karibischen weißen Sandstrand eingeladen. Eine Woche zuvor war ich in der Nähe schnorcheln und durfte die wunderschöne Unterwasserlandschaft betrachten mit vielen bunten Regenbogenfischen, Fische, die grüne und blaue Leuchtschuppen hatten und riesige Fischschwärme. Ich glaube, dass in Europa generell ein Missverständnis über die Südamerikaner herrscht bzw. über die Kulturen, die ein warmes Klima haben. Dadurch, dass die Menschen so herzlich miteinander umgehen, alles geteilt wird und der Mensch und nicht die Arbeit an erster Stelle steht, ist es völlig selbstverständlich, dass man Freunde zu Aktivitäten einlädt. Es ist schon fast eine Beleidigung, wenn man ihnen danach das Geld gibt. Wenn nun Menschen mit diesem kulturellen Hintergrund nach Europa gehen und sie gefragt werden, ob sie mit ins Kino gehen wollen, gehen sie davon aus, dass sie eingeladen sind (weil sie es nicht anders kennen). Doch wir Europäer kennen ihren kulturellen Hintergrund nicht, sind frustriert und so kommt der Gedanke auf, dass Südamerikaner nur hinterm Geld her sind. Und sie wiederum denken, dass Europäer geizig sind. Natürlich gibt es das auch, keine Frage! Aber oft scheren wir Menschen über „ein und denselben Kamm“ und fragen uns gar nicht, warum sie so handeln, wie sie handeln! Über Ostern habe ich also einiges gelernt…

Was meine Arbeit betrifft und weswegen ich hier bin, kann ich euch nicht viel Neues berichten. Meine Arbeit ist und bleibt dieselbe: Ich bastle sehr viel und putze jeden Tag. Ab und zu darf ich mit ins Armenviertel und die Kinder besuchen gehen. Außerdem bereite ich Spiele für die Kinder vor, die bei uns in die „Kleingruppen“ kommen und mit einer Lehrerin ihre schulischen Leistungen verbessern. Jeden Freitag gebe ich Deutschunterricht, was aber mit der kolumbianischen Pünktlichkeit und Verbindlichkeit etwas schwierig ist. Und über Ostern hatten wir ein spezielles Kinderprogramm, wo ich die Hauptrolle in einem pantomimischen Theaterstück spielen durfte, was mich sehr gefreut hat. So sind meine Freizeitaktivitäten, wie Zirkus, Kino, Theater, Schnorcheln, Inselbesuche, die Innenstadt, Fitnessstudio und die Strände eine gute Abwechslung.
Und über die Sicherheit in Cartagena braucht ihr euch wirklich keine Gedanken zu machen. Natürlich kommt es vor, dass mal etwas geklaut wird, es Drogenhandel gibt und ab und zu Menschen entführt werden. Jedoch bekomme ich davon so gut wie nichts mit. Und alleine schon die Tatsache, dass Barack Obama ab morgen für drei Tage nach Cartagena kommt und wir momentan über 8000 Polizisten haben, spricht für die Sicherheit. Jedoch ist es schon fast ein bisschen übertrieben was sie alles veranstalten: die Innenstadt wird geschlossen, die Busse müssen andere Wege fahren und die Universitäten und Schulen fallen aus wegen dem US-Präsident und den anderen Teilnehmer des Amerika-Gipfels. Da stellt sich die Frage: Dürfen die Kinder in Washington überhaupt zur Schule gehen oder wird damit die Sicherheit von Barack Obama beeinträchtigt? Ok wollen wir mal nicht so böse sein. Nein wirklich: Ich freue mich, dass er kommt. Von der Entfernung her so nah werde ich dem Präsidenten der USA nie wieder sein.