Donnerstag, 7. Juni 2012

Über den Mangokampf, mein neues Hobby, ein Fernsehstudio und eine Finka

So meine Lieben…ja ich weiß, ich sollte mich öfters melden, doch wie das hier in Kolumbien so ist, überfällt mich entweder die Unlust, die Hitze, das Internet fällt aus oder es kommen andere mysteriöse Dinge dazwischen, die mich von euch trennen wollen…auch in diesem Moment haben wir mal wieder Wasserausfall, was sich aber für euch positiv auswirkt; anstatt mich zu duschen, werde ich euch über meine vergangenen Wochen schreiben…

Erst einmal zu meiner Arbeit: Eigentlich ist noch alles beim Alten. Ich bastle viel, putze, helfe einmal in der Woche bei den Kleingruppen mit, damit die Kinder ihre schulischen Kenntnisse verbessern, dann organisiere ich Spiele, wechsele jeden Donnerstag die Dekoration, außerdem gibt es wöchentlich einen Besuch im Armenviertel und freitags haben wir den ganzen Tag Kinderprogramm. So sieht meine Woche aus und eigentlich ist dieser Blog ja dazu da um euch genau über diese Dinge zu informieren, doch wie das nun so ist, passieren die wirklich „erzählenswerten Dinge“ meist nicht im Arbeitsalltag.

In dem Haus, in dem wir leben, haben wir einen Hof, in dem ein Mangobaum steht. Dieser Hof ist von einer hohen Mauer umgeben und auf der Rückseite befindet sich eine Autowerkstatt. Wir haben momentan „Mangozeit“. Als ich gestern durch den Hof lief, fiel mir das Ende einer langen Metallstange auf, die sich in unserem Mangobaum bewegte. Es war klar, dass jemand von der Seite der Autowerkstatt unsere Mangos vom Baum holen wollte. So lief ich schnell zu unserer Köchin und machte ihr klar, dass wir einen „Mangodieb“ haben. Ohne zu zögern holte sie unsere lange Metallstange und „kämpfte“ über die Mauer hinweg um unsere Mangos. Man muss dazu sagen, dass unsere Köchin Mitte 40 ist und das ein sehr sehenswerter Anblick war. Letztendlich haben wir den Mann nicht gesehen, ihn aber erfolgreich bekämpft bis er erfolglos aufgab und seine Stange zu Boden fiel.  

Dann musste ich eines Abends feststellen, dass sich eine Kakerlake in meinem Bett verirrt hatte. Wie sie es auch noch in mein Moskitonetz geschafft hat, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Das fand ich schon recht abstoßend und so musste sie dran glauben! Kein Verbrechen bleibt ungestraft…ich war nur froh, dass ich es gemerkt habe, bevor ich schlafen gegangen bin und nicht so wie meine deutsche Freiwilligenfreundin, die das Tierchen erst am nächsten Morgen bemerkt hat nach einer ziemlich krabbeligen Nacht…

Dann habe ich ein neues Hobby gefunden: Boxen. Ich weiß ja nicht wie teuer Privatstunden in Deutschland sind, aber das letzte Mal habe ich 90 Cent bezahlt! Und nein…ich will mich nicht mit jemand schlagen. Und ich will auch keine Boxkarriere starten…ich möchte einfach nur ein paar Basistechniken lernen und die Chance wahrnehmen. Wer weiß wofür ich es später noch gebrauchen kann. Und an alle Frauen: Boxen hat echt etwas mit Konzentration zu tun! Das hätte ich nicht gedacht…vielleicht sollten die Rocky-Filme überarbeitet werden.

Dann war ich Letzt bei der Familie, bei denen ich Ostern verbracht habe. Der Mann arbeitet als Security-Guard bei der Fernseh- & Radiogesellschaft der Stadt. Und so habe ich ihn bei seiner Arbeit besucht. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich immer gedacht, dass der Kanal noch nicht in Betrieb ist, weil das Gebäude noch im Rohbau steht und ich nie irgendwas vom Fernsehen mitbekommen habe. Und so habe ich einfach mal nachgefragt und er meinte so: „Möchtest du mal sehen?“ Ich habe nicht wirklich verstanden, was er damit sagen wollte, aber er stand auf und öffnete eine Tür und ließ mich hindurchgehen. Ich war wirklich sehr überrascht als ich plötzlich in einem Fernsehstudio stand, wo wenige Meter vor mir zwei Männer standen und eine Live-Sendung moderierten. Auch sie waren über meinen Anblick (eine große, weiße, blonde Frau) erstaunt und als sie mich sahen, drehten ihre Köpfe sich kurz zu mir um. Dann fiel ihnen wieder ein, dass sie auf Live-Sendung waren und so moderierten sie weiter. Ich glaube so etwas kann mir auch nur hier passieren!

Dann war ich zum ersten Mal auf einer Finka. Das ist ein riesiges Grundstück mit etlichen Bäumen, Pflanzen, Tieren und Hütten mit Palmendächern. Teilweise habe ich mich wie im Dschungel gefühlt. Es gab Kokosnüsse, Mangobäume, verschiedene Arten von Platanos, Njame, Mamonen, usw. Von den meisten Früchten kenne ich nicht die Namen, aber es war ein interessanter, exotischer Rundgang durch die Natur Kolumbiens.  Es gab auch Tiere, wie Kühe und ein Esel. Der Esel sah ganz relaxt aus und so habe ich einen Ritt gewagt. Dieser Tag war auf jeden Fall sehr erlebnisreich, ich habe wieder einmal exzellente Gastfreundschaft genossen, die Schönheit der Natur bewundern können und mir wurden so viele Früchte eingepackt, sodass mir auf dem Nachhauseweg die Plastiktüte platzte und die Mangos über die Straßen rollten.

So jetzt habe ich euch einen kleinen Einblick meiner vergangenen Wochen gegeben...ich freue mich auch von euch zu hören! Also schreibt mir, wenn ihr gerade mal wieder Wasserausfall habt und nicht duschen könnt J